ZEENA SCHRECK: Bring Me The Head Of F. W. Murnau

Vielleicht muss man weitgereist sein, um zu erkennen, dass man zu den Menschen gehört, die sich nicht auf die Illusion eines Zuhauses – und ich spreche hier von einer Illusion insofern, dass die Ideen, die man vom eigenen Leben hat, auf eine gewisse Weise immer illusiorisch sind -  einlassen können oder wollen. Der bekannte Stummfilm-Regisseur Friedrich Wilhelm Murnau schrieb seiner Mutter aus Tahiti, wo er gerade seinen Weiterlesen

FIRMAET FORVOKSEN: Undone Shal

Firmate Forvoksen ist ein neues, aus Gaute Granil und Thore Warland bestehendes Projekt. Granil hat 2021 mit „Blusens Fasong“ ein Album veröffentlicht, das kaum kategosierbar wie eine wilde von Trollen gespielte Mischung aus Jazz, Weird Folk und allerlei mehr klang, Warland hat u.a. Drums bei Golden Oriole gespielt. Weiterlesen

ALL THAT WE SEE OR SEEM: s/t

Das gleichnamige Album der finnisch-englisch-brasilianischen Combo All That We See or Seem ist nur insofern ein Debüt, als dass die drei Beteiligten – Gruth (Konzept, Produktion, Elektronik), Ellen Southern (Vocals, Field Recordings, Perkussion) und Johanna Puuperä (Violine, Modular Synth, Vocals) – bisher nichts in dieser Konstellation herausgebracht haben. Alle drei können allerdings schon auf diverse musikalische Erfahrungen zurückgreifen, was vielleicht erklären könnte, dass ihr Weiterlesen

V.A.: Enko Landmann’s Empire of the Four Moons

Wie man liest, ist Empire of the Four Moons eine mehrere Bände umfassende Science Fiction-Saga aus der Feder des in Oberhausen lebenden Autors Enko Landmann, die von Kennern mal als obskurste aller Pulpnovels, mal als ein geheimer Klassiker der utopischen Literatur bezeichnet wird. Dem Verfasser dieser Rezension ist der Romanzyklus bislang nicht untergekommen, aber das muss nichts heißen. Auf dem Weiterlesen

RUDOLF EB.ER / RORO PERROT: Blood Merde

Rudolf Eb.er hat in den letzten Jahren konsequent an einem Werk gearbeitet, das über das rein Klanglich-Musikalische hinausgeht: Über den ersten Teil der starken dreiteiligen „Om Kult – Ritual Practice of Conscious Dying“-Reihe hieß es hier, dass Eb.er „seit vielen Jahren an einem rituellen Konzept zur psycho-spirituellen Reinigung und zur Überwindung des menschlichen Egos“ arbeite. Weiterlesen

THE GILGAMANIANS: Escape from Dark Matter

Die Gilgamanians sind formal betrachtet ein noch relativ junges Duo, doch reicht ihre Geschichte bis in die Zeit der frühen 80er zurück, als in Chicago eine neue Band namens Liof Munimula (Alufolie auf Englisch rückwärts gelesen minus ein i) aus dem Substrat früherer Gruppen entstand. In dieser Combo brauten Violinist Daniel Scanlan, Drummer Michael Zerang und Instrumentenbauer und Radiowellen-Virtuose Don Meckley ein seltsam Weiterlesen

THE BLACK SWAN TRIAD: Sunrise / Enchantment 7″

Vor etwas über einem Jahr erschien die damals als Quartett auftretende Band The Black Swan Triad auf der Bildfläche folkiger Rituslmusik und überraschte mit einer opulenten Feier der Elemente, die den Albumtitel “Symbiosis” trug und von der es hier hieß “Wer ein Faible für Naturgewalten hat und Platten von Dead Can Dance, Hybryds und Mother Destruction zugleich im Regal stehen hat, sollte sich diese Kollaboration nicht entgehen lassen”. Weiterlesen

SAWAKO: Stella Epoca

Um die japanische Künstlerin Sawako, die sich selbst als Sound Sculptor und Signal Alchemist bezeichnet, ist es in den vergangenen Jahren ruhig geworden  zumindest was Veröffentlichungen angeht. Acht Jahre sind nun ins Land gezogen, seit die Musikerin mit “Nu.it” einen sanft einhüllenden Score voll Weiterlesen

SÜHNE MENSCH: Schmerzportrait

Schon oft wurde auf diesen Seiten auf den labeltypischen Klang bei Galakthorrö hingewiesen: Die Fokussierung auf das Analoge, das Spiel mit Dissonanzen, aber auch die Integration von Popelementen, die sich im Kompositum Angstpop finden. Aber nicht nur musikalisch gibt es Gemeinsamkeiten zwischen den einzelnen Projekten, auch thematisch finden sich mehr als nur Überschneidungen, wenngleich die Schwerpunktsetzungen sich unterscheiden. Weiterlesen

‘A’ TRIO: Folk

Dass es sich bei dem “Folk” betitelten Album des ‘A’ Trio nicht um das handelt, was der Begriff vielleicht für die meisten suggeriert, ist sicher schon beim Anblick des Covers zu erahnen. Mehr noch, wenn einem die aus den drei Libanesen Mazen Kerbaj (Trompete), Sharif Sehnaoui (Akustikgitarre) und Raed Yassin (Kontrabass) bestehende Band bereits öfter untergekommen ist, denn das Trio ist bekannt dafür, alles, was es anpackt, vom Kopf auf die Füße zu stellen und umgekehrt. Weiterlesen

ALOMA RUIZ BOADA: Septem Verba

Ernste, feierliche Glocken begleiten einen Lichtstrahl, der durch einen großen abgedunkelten Raum dringt und auf eine breite Leinwand trifft. Eine Violine zieht lange Striche über diese Leinwand, Striche, die sich nach einiger Zeit in eine unbestimmte Weite auflösen. Dass diese Weite, diese Transzendenz nichts Unsicheres hat, unterstreichen schon bald die liturgischen Gesänge, die wie ein letzter fehlender Teil in die Szenerie montiert worden sind und ein Gefühl von Geborgenheit entstehen lassen. Weiterlesen

NOVÝ SVÊT: Desde Infiernos De Flores (Redux)

Unter all den Gruppen, die irgendwie dem weiteren Umfeld des Postindustrials entsprungen sind, nimmt/nahm das aus Jürgen Weber und Frl. Tost bestehende österreichische Duo Nový Svět eine Sonder- und Ausnahmestellung ein: Zu sehr überschritt man enge Genregrenzen, zu sehr bediente man sich aus einer schier unüberschaubaren Menge verschiedenster Musiken, um daraus für jede Veröffentlichung eine ganz eigene wie eigenwillige Mischung zu erschaffen – Weiterlesen

ONLY NOW: Captivity

Kush Arora a.k.a. DJ Kush a.k.a. Only Now ist seit der Jahrtausendwende eine feste Größe in der Subkultur der kalifornischen Bay Area. Seine Ursprünge als Schlagzeuger in diversen Punkbands sind auch heute kaum zu überhören, auch wenn der Musiker, DJ und Remixer in der Zwischenzeit wenig ausgelassen hat in der Erkundung meist rhythmisch-elektronischer Musikarten. Seine EP “Captivity” sollte alljene ansprechen, die in dem verzogenen Weiterlesen

AND ALSO THE TREES: The Bone Carver

Es gibt wahrscheinlich keine bessere Jahreszeit, in der man ein Album von And Also The Trees veröffentlichen könnte, als den Herbst, zu sehr ist die Musik der seit Jahrzehnten aktiven Band eine in der Melancholie verwurzelte, meinte man – spätestens nach ihrem Meisterwerk „Virus Meadow“ (das kürzlich in erweiterter Form wiederveröffentlicht wurde) – vor seinem Auge windzerfurchte englische Landschaften zu sehen. Weiterlesen

15 DEGREES BELOW ZERO: Open Doors

Eine offene Tür ist ein ausgesprochen vielgestaltiges Symbol, und das erstrecht, wenn es sich gleich um mehrere handelt. Sie zeigen unmissverständlich, dass der vor ihnen stehende weder ein- noch ausgesperrt ist und dass jede Wand, jede Grenze durch sie passierbar ist. Dem Auge jedoch offenbart sich in einer offenen Tür nur ein rahmenhafter Ausschnitt, der meist mehr versteckt als offenbart. Weiterlesen

IXUOL: Abstraction in High Fidelity

Es hätte für das vorliegende Stück Sounddesign kaum einen besseren Titel als “Abstractions in High Fidelity” geben können, zum einen wegen des hervorragenden Sounds, zum anderen wegen der Fähigkeit des Musikers, Motive aus moderner und traditioneller, elektronischer und akustischer Musik auf ihre abstrakten, primär intuitiv erfahrbaren Strukturen zurückzuführen. Der in Kalifornien lebende iranischstämmige Soundbastler Arastoo Darakshan alias Ixuol ist von Haus aus Fotograf und Grafiker, was sein Geschick für weiträumig gestaltete synthetische Klangwelten erklären könnte. Weiterlesen

DJ MARCELLE / ANOTHER NICE MESS: The Musical

Wenn nicht nur The Wire, der Resident Advisor und und der obskure niederländische Dekmantel, sondern sogar Größen wie Julie Andrews, Lisa Minelli und Andrew Lloyd Webber posthum vor Begeisterung sprühen (Zwinkersmiley), dann kann unsere Wenigkeit nur in das gleiche Horn blasen und das erste Musical, in dem die niederländische Producerin DJ Marcelle als Komponisten und Hauptfigur zugleich fungiert, jedem Freund gepflegter Weiterlesen

DIAMANDA GALÁS: Broken Gargoyles

In den letzten Jahren war es still um Diamanda Galás geworden: Zum einen pflegte sie ihre kranke Mutter, zum anderen versuchte sie, die Rechte an ihren alten Alben wiederzuerlangen – was ihr schließlich auch gelang. Auf ihrem eigenen Label Intravenal Sound Operations veröffentlichte sie dann Livealben wie auch Neuauflagen von „The Litanies Of Satan“, „Diamanda Galás“ und zuletzt noch „The Divine Punishment“, dem ersten Teil ihrer Weiterlesen