V.A.: Drone-Mind // Mind-Drone Vol 7

Auf dem siebten Teil der „Drone-Mind // Mind-Drone“-Reihe präsentieren wieder vier Künstler aus unterschiedlichen Ländern „the various sides of today’s experimental drone music“, wie es von Labelseite heißt und erneut wurde ein Gemälde von Pete Greening für das Cover verwendet, der über seine Arbeiten sagt: „My paintings explore the optical effects of linear distortion and arithmetical progression. The patterns and colours used are carefully selected to create either an optical illusion of movement, or to create a feeling of tension on the surface of the painting.“ und damit Weiterlesen

MONOCUBE: Substratum

Neben seiner Teilnahme an der Kollaboration mit Anemone Tube und Jarl zum Jahreszeitenzyklus von Pieter Brueghel dem Älteren hat der ukrainische Ambientmusiker Andrzej Gladuszewski alias Monocube dieses Jahr gleich noch einen Nachfolger des vor drei Jahren erschienenen Debütalbums “The Rituals” herausgebracht. Atmosphärisch intensiver und kompositorisch ausgereifter wirkt das unter punktueller Unterstützung von Antti Litmanen (Arktau Eos) und Frederic Arbour (Visions) entstandene “Substratum” schon auf den ersten Eindruck, und doch Weiterlesen

ANATOLIAN WEAPONS FEAT. SEIRIOS SAVVAIDIS: To The Mother Of Gods

Wenn sich aus einem Nebel aus elektrifziertem Rauschen und Dröhnen nach und nach die sanfte Melodie tiefer Gitarrensaiten herausschält und kurz drauf ein rasselnder Rhythmus einsetzt, wenn eine weltentrückte Flötenmelodie ein aufgewecktes Rockschlagzeug begleitet, wenn choralartiger Gesang auf dem Fundament eines sitarartigen Kreisens eine erhabene Melodie anstimmt, dann denkt man wahrscheinlich als letztes daran, dass hier ein DJ am Werk war, der seit langem in der internationalen Clubszene renommiert ist, und dessen Dancemusik ihre Wurzeln sogar Weiterlesen

MAGNA PIA: Daiauna

Wenn eine gewisse Ausdrucksreduziertheit mit einem Sinn für feine Nuancen zusammenkommt, kann durchaus gute Musik dabei herauskommen. Vieles in Magna Pias “Daiauna” spielt sich im Hintergrund ab. Dumpfe perkussive Schläge, irgendwo am hinteren Ende eines Szenarios, sanftes elektrisches Dröhnen, das vielleicht den Sound einer Nej oder eines ähnlichen Blasinstrumentes enthält. Metallenes Klingeln und mit der Zeit auch etwas deutlicher das Piano, das in der elektronischen Soundart des Weiterlesen

THE CRAY TWINS: In the Company of Architects

Ihren Namen haben die beiden Schotten Paul Baran und Gordon Kennedy wohl den Kray-Zwillingen, einem Londoner Gangster-Duo der 50er und 60er Jahre, entlehnt. Und ebenso wie diese sind die beiden Komponisten gut vernetzt, in ihrem Fall in lokale und überregionale Musikszenen, aus denen sie immer wieder mehr als eine Handvoll Gastmusiker rekrutieren. Nach dem Debüt “The Pier”, an dem unter anderem BJ Nilsen mitwirkte, ist nun Weiterlesen

LINGUA IGNOTA: Caligula

Kristin Hayter ist mit ihrem nach Hildegard von Bingen benannten Projekt innerhalb kurzer Zeit relativ erfolgreich geworden: Wurde „All Bitches Die“ ursprünglich im Selbstverlag veröffentlicht, fand das Album ein Jahr später bei Profound Lore eine Heimat und der Nachfolger „Caligula“ hat inzwischen einiges an medialer Resonanz gefunden – sowohl in alternativen Publikationen (Lead Review bei The Quietus) als auch in der Mainstreampresse. Weiterlesen

CURRENT 93: Soft Black Stars

Das 1998 erschienene “Soft Black Stars” war damals ein Album, auf das man sich einlassen musste. Das ganze zurückliegende Jahrzehnt lang konnte man sich daran gewöhnen, dass Current 93 überwiegend und v.a. auf ihren Longplayern einen gitarrenlastigen Folksound hatten und selbst die getrageneren Stücke einen eindringlichen Schmiss. Hinzu kam, dass die dunklen Folkgenres, mit denen man David Tibet und seine Band entgegen seiner Selbstbeschreibungen assoziierte, immer mehr Weiterlesen

PARK JIHA: Philos

Obwohl die Multiinstrumentalistin Park Jiha bereits seit 2016 unter ihrem eigenen Namen Musik herausbringt und seitdem ihr Bandprojekt 숨[suːm] auf Eis gelegt hat, ist erst das gerade erschienene “Philos” ein Soloalbum im engeren Sinne. Für dieses Werk spielte sie alle Instrumente – die einer Oboe vergleichbare Bambusflöte namens Piri, das dem Hackbrett ähnliche Yanggeum, eine koreanische Mundorgel namens Saenghwang sowie diverse Perkussions-Instrumente – selbst im Studio ein und komponierte so eine Musik, deren Weiterlesen

ANNA LINARDOU: Heterotopia

Im Unterschied zur Utopie, dem Nichtort als Fantasieprodukt, existiert die Heterotopie tatsächlich. Sie ist der andere, alternative Ort, an dem Dinge nach anderen Regeln ablaufen als in der gewohnten Umgebung. Als Refugium oder Transitort bietet die Heterotopie die Möglichkeit, spezielle Erfahrungen zu machen oder ungewohnte Dinge auszuleben. Oft ist sie nur im übertragenden Sinne ein topografischer Ort, der ebenso gut für einen Rahmen, ein Umfeld oder auch einen Zustand des Bewusstseins stehen kann. Weiterlesen

LINGUA IGNOTA / THE RITA: Commissioned

Eine Split-Veröffentlichung mit zwei Bands kann sich aus den verschiedensten Gründen anbieten, stilistische Ähnlichkeiten und die Erwartung, damit ein ähnliches Publikum anzusprechen, sind nur zwei davon. Lingua Ignota, das über zahlreiche Genregrenzen hinweggehende Projekt der Sängerin Kristin Hayter und der unter dem Namen The Rita firmierende Harsh und Sleaze Noise-Veteran Sam McKinlay und seine Mitstreiter sind musikalisch zumindest auf Weiterlesen

INTERRACIAL SEX: Forced Busing

Power Electronics war von Anfng an das besonders schmutzige Kind des Industrials, nicht notwendigerweise allein wegen der monomanischen Lust an der Beschäftigung mit dem Verfemten und Verdrängten – das konnte auch die erste Industrialgeneration gut – , sondern weil Konfrontation mit dem weniger Erquicklichen und partiell Tabuisierten zusammen mit Faszination und (manchmal) Affirmation zu einer dunklen Masse verschmolz, die sich nicht mehr so einfach in ihre Bestandteile auflösen und eindeutig deuten ließ. Weiterlesen

CONSUMER ELECTRONICS: Airless Space

„Airless Space“ ist so etwas wie ein Kulminationspunkt der Entwicklung von Philip Bests reaktiviertem und seit etlichen Jahren in der festen Besetzung Best, seiner Frau Sarah Froelich und Russell Haswell agierenden Noiseprojekts. Schon auf dem 2014 veröffentlichten Album „Estuary English“ gab es vereinzelt Momente, auf denen deutlich wurde, dass Rhythmus (in was für einer fragmentierten Form auch immer) zu einem Bestandteil des Klangbilds geworden war und auch der Klang insgesamt transparenter, minimalistischer wurde, man Weiterlesen

CONURE: Abschied

Neben seinen mittlerweile rund zwanzig Releases tritt 15 Degrees Below Zero-Musiker Mark Wilson mit seinem Soloprojekt Conure in gewissen Abständen live auf, wobei die noisigen Sets seiner Konzerte allenfalls punktuelle Überschneidung zu aktuellen Studioaufnahmen aufweisen. Sein gerade erschienenes Tape “Abschied” enthält zwei jeweils gut siebzehnminütige Mitschnitte aus den letzten Jahren, die trotz großer Unterschiede die enorme Dichte seiner Musik demonstrieren. Weiterlesen

TATIANA DORDZHIEVA / MARIA BELTSYKOVA: Kalmykian Archaic and Soviet Folk

Dass es auf dem Gebiet Europas schon seit dem 17. Jahrhundert eine traditionell buddhistische Ethnie gibt, wissen wahrscheinlich nur wenige. Dass könnte eventuell daran liegen, dass viele beim Stichwort Europa nicht als erstes an Russland denken, in dessen südlicher Wolgaregion seit den Jahren um 1600 das Volk der Kalmücken ansässig ist. Als Abspaltung der westmongolischen Oiraten drangen sie in den damals turbulenten Zeiten westwärts, wo sie bis zum Weiterlesen

MAURICE LOUCA: Elephantine

Elephantine ist ein geschichtsträchtiger Ort, trägt die karge Nil-Insel nahe der oberägyptischen Stadt Assuan und dem großen Staudamm doch Spuren, die mehr als viertausend Jahre in die Vergangenheit zurückreichen. Lange markierte das kleine Eiland die Grenze zwischen Ägypten und Nubien, seit Beginn der Besiedlung gab es dort größere Kultstätten, was für die Bedeutsamkeit des Ortes spricht. Beliebt ist Elephantine heute nicht nur Weiterlesen

NURSE WITH WOUND / THE JAMES WORSE PUBLIC ADDRESS METHOD: The Vursiflenze Mismantler

Auch seit Nurse With Wound wieder als eine Art Band agieren, gibt es von Zeit zu Zeit interessante personelle Wechsel und Neuzugänge. Einer, der in den letzten zwei bis drei Jahren von sich reden machte, ist James Worse, der mit seinem Gesang eine im Kosmos der Band eher seltene Rolle einnimmt, dessen Beitrag zwischen klassischem Gesang in verschiedenen Stimmlagen, bizarrem Gemurmel und Texten zwischem stilisiertem Englisch und Fragmenten einer Fantasiesprache zugleich gut in diesen Kosmos passt. Weiterlesen

HÜMA UTKU: Gnosis

Hüma Utku zählt zu den Musikerinnen, die ihre Arbeiten langsam und fast ein wenig unscheibar anklingen lassen. Ähnlich wie auf der letztjährigen EP “Seb-i Yelda”, die noch unter ihrem Projektnamen R.A.N. alias Roads At Night erschienen ist, beginnt auch ihr neues Album gemächlich im Stil dunkel verhallter, fast gehauchter Ambientmusik mit kleinen hellen Obertönen und dezenten Beatansätzen – ein Stil, mit dem manche Kollegen ganze Musikerkarrieren bestreiten. Das in der ruhigen Gangart des Openers “Vulnerary” wenig Weiterlesen

TEMPLE MUSIC: The Unquiet Mind

Evia – oder wie man auf deutsch sagt: Euböa – ist die zweitgrößte Insel der griechischen Ägäis unweit der Provinz Attika und dem mittelgriechischen Festland. Es ist somit Teil einer unruhigen Region, in der sich seit Jahrtausenden die Wege vieler Kulturen und Machtfaktoren kreuzten. Evia ist auch die Wahlheimat des englischen Folk- und Psych Rock-Musikers Alan Trench, der seit Jahren mit Gruppen wie den Black Lesbian Fishermen, Howling Larsens und noch einigen anderen (siehe Tags) seine bis dato produktivste Phase ausfüllt. Weiterlesen

SUICIDE: s/t

Wenige Alben konnten im letzten Drittel der 70er den Rock’n'Roll so überzeugend zu Grabe tragen und zugleich als untoten Zombie seiner selbst wiederbeleben wie “Suicide” von Suicide. Die Hauptzutaten des 77 erschienenen und seinerzeit wenig beachteten Debüts der beiden New Yorker Alan Vega und Martin Rev(erby) sind schnell aufgezählt: Ein monotoner, rhythmischer Synthiesound, der mit oder ohne Taktschläge in nervöser Hypnotik durch ein staubiges Endzeitszenario rattert. Ein ekstatischer Gesang hart an der Grenze zum atemlosen Weiterlesen