CURRENT 93: In Menstrual Night

Das 1985 mit einem mehr als soliden Line-up (neben David Tibet waren das Bee, Diana Rogerson, Hilmar Örn Hilmarsson, Keiko Yoshida, Rose McDowall und Ruby Wallis, wobei man v.a. Stephen Stapletons finaler Abmischung Respekt zollen muss) aufgenomme und als Picture Disc auf United Dairies veröffentlichte “In Menstrual Night” nahm im Frühwerk von Current 93 insofern eine Sonderstellung ein, dass es auf die harschen Lärmelenente, die auf “Nature Unveiled” oder “Dogs Blood Rising” zu hören sind, weitgehend verzichtet und seinen Weiterlesen

Sleep Has His House: Re-Issue des Current 93-Albums bei House of Mythology

Zusammen mit “Horsey” ist auch das 2000 erschienene Current 93-Album “Sleep Has His House” auf der Basis der ursprünglichen Master-Tapes und von The Bricoleur aufbereitet neu herausgekommen. “Sleep Has His House”, eines der wenigen Alben, bei denen ursprünglich die Schreibweise Current Ninety Three verwendet wurde, entstand nach dem Tod von David Tibets Vater – die Trauer ist in vielen Texten der Songs spürbar, ganz direkt v.a. im anrührenden Titelsong, der zusammen mit “Niemandswasser” und “Good Morning, Great Moloch” zu den beliebtesten Songs der Band werden sollte und bis heute gerne als Zugabe bei Konzerten gespielt wird. Ebenfalls bekannt ist “Immortal Bird”, das vorab als Split-Single mit “Cripple and the Starfish” der damals am Beginn ihrer Karriere stehenden Antony and the Johnsons herauskam. Weiterlesen

CURRENT 93: Soft Black Stars

Das 1998 erschienene “Soft Black Stars” war damals ein Album, auf das man sich einlassen musste. Das ganze zurückliegende Jahrzehnt lang konnte man sich daran gewöhnen, dass Current 93 überwiegend und v.a. auf ihren Longplayern einen gitarrenlastigen Folksound hatten und selbst die getrageneren Stücke einen eindringlichen Schmiss. Hinzu kam, dass die dunklen Folkgenres, mit denen man David Tibet und seine Band entgegen seiner Selbstbeschreibungen assoziierte, immer mehr Weiterlesen

NURSE WITH WOUND / THE JAMES WORSE PUBLIC ADDRESS METHOD: The Vursiflenze Mismantler

Auch seit Nurse With Wound wieder als eine Art Band agieren, gibt es von Zeit zu Zeit interessante personelle Wechsel und Neuzugänge. Einer, der in den letzten zwei bis drei Jahren von sich reden machte, ist James Worse, der mit seinem Gesang eine im Kosmos der Band eher seltene Rolle einnimmt, dessen Beitrag zwischen klassischem Gesang in verschiedenen Stimmlagen, bizarrem Gemurmel und Texten zwischem stilisiertem Englisch und Fragmenten einer Fantasiesprache zugleich gut in diesen Kosmos passt. Weiterlesen

NURSE WITH WOUND: Sinister Whimsey to the Wretched

Es gibt viele Musiker, die aus ungewöhnlichen Alltagsgeräuschen, Stimmen und Zitaten konventioneller Musik wilde und doch stimmige Kollagen fabrizieren, aber eine Nurse With Wound-Platte erkennt man meist sofort – an gewissen tremolierenden Sounds, an schwindeligen Spielereien mit dem Tempo, an dröhnender Paranoia, bizarren Tierstimmen, fiesem Hohngelächter und kreischenden Frauen aus den Stuben einer Nervenklinik, die das Setting eines Jess Franco-Films sein könnte. Solche Weiterlesen

CURRENT 93: Thunder Perfect Mind 2LP

Als Current 93 in den frühen 90ern das Album „Thunder Perfect Mind“ herausbrachten, war die mediale Aufmerksamkeit und die Möglichkeit von Publicity für derartige Musik noch weitaus gringer als heute, wo diverse Kanäle wie Newsletter und Social Media die Erwartung auf einen Tonträger anheizen und die Gespanntheit auf einen eventuellen Meilenstein schüren können. War man nicht im Postverteiler der entsprechenden Vertriebe oder stand im Kontakt mit dem einen oder anderen Musiker, dann erfuhr man irgendwann aus der einschlägigen Presse von den gerade erschienenen Releases, und so erblickte das vorliegende Album auf fast etwas Weiterlesen

NURSE WITH WOUND: The Great Ecstasy of the Basic Corrupt

Die beiden Alben „The Great Ecstasy of the Basic Corrupt“ und „Silver Bromide“ erschienen vor knapp drei Jahren auf streng limitierten LPs als art edition und sind seitdem gesuchte Sammerstücke, die Preise, die dafür im Netz geboten wurden, horrend. Da Nurse With Wound aber mehr als nur ein paar Dutzend Fans haben, war in diversen Kommentarspalten schon seit längerm der Wunsch nach regulären Wiederveröfentlichungen zu vernehmen. Dies ist nun seit kurzem geschehen, und ich erwähne beide Alben deshalb, weil Weiterlesen

CURRENT 93: Swastikas for Noddy & Crooked Crosses for the Nodding God (2LP-Re-Release)

Für viele ist “Swastikas for Noddy” eines der essenziellen Current 93-Alben, und schon allein im Hinblick auf den musikalischen Richtungswechsel, den die Platte einleitete, spricht einiges für ihren Ausnahmestatus. In der ersten Schaffensphase der englischen Band, die sich über die gesamte Mitte der 80er Jahre hinzog, stand Current 93 für lange, alptraumhafte Soundscapes, in denen David Tibet auf Alben wie “Nature Unveiled”, “Dog’s Blood Rising” und “Dawn” seine Hörer wie ein vollends dem Wahn verfallener Vergil auf einen Höllentrip mitnahm, bei der er ein tobendes Inferno aus Okkultismus, Paranoia und apokalyptischen Visionen entfachte. Keine noch so Weiterlesen

NATURE AND ORGANISATION: Snow Leopard Messiah

Um den Werdegang von Michael Cashmore zu verstehen, muss man sich v.a. von der Vorstellung verabschieden, dass der Kopf einer Band oder eines Musikprojektes immer die Person am Mikrophon sein muss. Schon in seiner Zeit bei Current 93 war der Gitarrist weit mehr als ein ausführendes Organ, sondern drückte der Musik seinen unverkennbaren Stempel auf. Seine scheinbar einfachen, in Wirklichkeit aber äußerst feinsinnigen Kompositionen bezeugen eine ganz eigene Handschrift, die man im Vergleich zu Current 93-Alben ohne seine Mitwirkung sofort heraushört. Als in den frühen 90ern vermehrt Tonträger von Cashmores eigenem Projekt Weiterlesen

NURSE WITH WOUND AND GRAHAM BOWERS: Parade

Die neue Gemeinschaftsarbeit von Stephen Stapleton und dem walisischen Komponisten Graham Bowers ist schon optisch eine solche Augenweide, dass man sich endlos lange damit befassen könnte. Von weitem erinnert das bunten Frontcover an Arbeiten von Yasutoshi Yoshida alias Govt. Alpha, man denkt vielleicht auch an Hannah Höch, und auf der Innenseite des Digipack befindet sich eine Kollage, die deutlich auf die Gemüsemänner Acrimboldos anspielt. Dass ich zudem an barocke Stillleben denken muss, ist sicher auch nicht nur meiner überbordenden Fantasie geschuldet. Für Nurse With Wound-Fans ist dieses schamlose Zusammenklauben von Querbezügen und ihre Neuanordnung in Weiterlesen

NURSE WITH WOUND & ARANOS: Acts of Senseless Beauty (Re-Release)

Das Gesamtwerk von Nurse With Wound ist ungemein vielgestaltig. In den ersten Schaffensphasen, in der Zeit der späten 70er und frühen 80er, trat Stephen Stapleton (zunächst mit Band-Verstärkung) mit einem opulenten und ereignisreichen Kollagensound an die Öffentlichkeit, kombinierte dabei bedrohlich klingende, zum Teil brutale Dunkelheit mit einem Faible für Triviales. In dieser Zeit bildeten sich mehr oder weniger alle Imagkomponenten des Projektes heraus, angefangen von einer absurden Ironie nach Dada-Art über einen surrealen Sinn fürs Überrationale bis hin zu einem in der allgemeinen Wahrnehmung oft unterschlagenen Hauptthema der Band: Die Erotik in all ihren abgründigen Facetten. Weiterlesen

KUNST ALS STRAFE: Movement Across A Barren Surface

Wer mit der Musik der Berliner Gruppe KUNST ALS STRAFE nichts anfangen kann, der kommt sicher in Versuchung, ihren Bandnamen auf den eigenen Hörverdruss zu beziehen. Tatsächlich referiert er auf eine kulturwissenschaftliche Tagung, deren Vorträge auch in einem Sammelband vorliegen. Unter anderem mit dem „genealogischen“ Foucault („Überwachen und Strafen“ etc.) im Gepäck, wird dort den Wechselbeziehungen von Kreativität und Disziplin nachgegangen, und man könnte es sich jetzt zum Sport machen, diesen Relationen im Sound der Band um Gerrit Haasler nachzuspüren. Weiterlesen

NURSE WITH WOUND: The Surveillance Lounge

Es gibt wohl kaum einen NURSE WITH WOUND-Fan, der zum letztjährigen Album „Huffin’ Rag Blues“ keine Meinung gehabt hätte. Viele begrüßten die opulente Gestalt der zum Teil sehr songorientierten Lounge- und Electronica-Stücke, die mit immer noch ausreichend surrealen Gurgelsounds und Tierstimmen aufwarteten, um als lupenreine NWW-Fabrikate durchzugehen. Viele erfreuten sich an den zahlreichen Gesangsbeiträgen von Leuten wie MATT WALDRON (IRR APP (EXT.)) oder von Sängerinnen wie FREIDA ABTAN und LYNN JACKSON, die entgegen ihrer sonstigen Gewohnheiten devote Liebeslyrik in ohrwurmtaugliche Songs packten. Weiterlesen

DIANA ROGERSON & ANDREW LILES: No Birds Do Sing

Kürzlich wurde dieses Album in einer Anzeige mit Stephen Stapletons Worten, es handele sich bei “No Birds Do Sing” um das beste Album, das je aufgenommen worden sei, beworben; natürlich ist Stapleton nicht objektiv: Schließlich spielt einer der Beteiligten mit ihm in NWW, mit der anderen ist er seit langem verheiratet, außerdem hat er unter seinem Alter Ego Babs Santini das Artwork beigesteuert. Weiterlesen