GRUPO SAN FRANCISKO DE ASSIS: Donde Esta El Kamino? 7″

Wenn eine Band sich nach dem Heiligen Franz von Assisi benennt, einen Song über die Heimatstadt Jesu schreibt und nach dem Weg, dem Kamino fragt, der im Spanischen oft eine religiöse Symbolik hat, geht man von einer christlichen Combo aus. Wenn das Ganze dann schon vom Artwork her einen irgendwie subkulturellen Touch hat, dann rechnet man eventuell mit Vertretern einer der esoteriktauglichen, vielleicht psychedelischen Musiksparten. Etwas verdutzt reagiert man sicher, wenn man Weiterlesen

SUDDEN INFANT: Buddhist Nihilism

Dass Sudden Infant vor vier Jahren die wahrscheinlich tiefgreifendste Veränderung seit Bestehen des Projektes vollzogen hatte, hat sich mittlerweile sicher herumgesprochen. Seit „Wölfli’s Nightmare“ ist Sudden Infant ein Trio, und mit Bass und Schlagzeug im Gepäck klang die Musik seitdem auch organischer und weit weniger abstrakt als in den zweieinhalb Jahrzehnten, in denen Joke Lanz unter dem Namen allein arbeitete. Da der Schweizer auch vorher keineswegs immer gleich klang, blieb die Frage offen, inwieweit Weiterlesen

MSMIROSLAW: Organes de la Voix

Mirko Santoru ist ein zentrales Mitglied der Hermetic Brotherhood of Lux-Or und des sardinischen Trasponsonic-Kollektivs, tritt unter dem Namen MSMiroslaw aber auch Solo in Erscheinung. Die vorliegende Veröffentlichung ist eine überarbeitete Aufnahme von Auftritten, die in den prähistorischen Kultstätten Duos Nuraghes und Santu Bainzu im Inneren Sardiniens stattfanden und sowohl technisch als auch konzeptuell der menschlichen Stimme gewidmet waren. Weiterlesen

DREW MCDOWALL: The Third Helix

In den letzten paar Jahren ist das ehemalige Coil-Mitglied Drew McDowall verstärkt als Solokünstler in Erscheinung getreten, hat eine Reihe hervorragender Alben veröffentlicht, über die es auf diesen Seiten hieß, Mc Dowall spiele und erzeuge „dystopische Musik jenseits billiger Schockeffekte “. Auch wurde gefordert: „Wegen der im eigentlichen Sinne ‘rituellen’ Musik seiner Soloarbeiten, die keine prätentiösen Konzepte nötig hat, sollte sein Name künftig dicker gedruckt werden.” Mit Labelkollegin Hiro Kone hatte McDowall jüngst noch Georges Bataille seine Ehre auf einem Album erwiesen, auf dem Weiterlesen

DAVID EUGENE EDWARDS / ALEXANDER HACKE: Risha

Wovenhand und die Einstürzenden Neubauten sind zwar in ganz unterschiedlichen musikalischen Ecken zuhause, dennoch verbindet Sänger David Eugene Edwards und Bassist Alexander Hacke einiges. Mehr als seine Bandkollegen verkörpert Hacke so etwas wie die geheime Rock’n'Roll-Seite der Neubauten, und Edwards’ Americana hat sich in den letzten Jahren stark vom akustischen Folksound hin zu einem staubtrockenen, fast noisigen Desertrock entwickelt, der an Weiterlesen

VALÉRIE RENAY: Your Own Shadow

Wenn Valérie Renay auf ihrem ersten Soloalbum über den eigenen Schatten singt, ist damit weniger der Schatten im tiefenpsychologischen Sinne, die verdrängte, bedrohliche Seite der eigenen Person gemeint, sondern die sprichwörtliche Situation, in der jemand nur noch ein Schatten seiner selbst ist – wie ein hohler Körper oder ein Bild, aus dem jede Farbe, jede Kraft herausgesogen wurde. Dass „Your Own Shadow“, das auf die schon vor zwei Jahren erschienenen Singles Weiterlesen

RUDOLF EB.ER: Om Kult – Ritual Practice of Conscious Dying Vol. I

Rudolf Eb.er, früher bekannt unter dem Projektnamen Runzelstirn & Gurgelstøck, arbeitet seit vielen Jahren an einem rituellen Konzept zur psycho-spirituellen Reinigung und zur Überwindung des menschlichen Egos. Die Soundperformances des im japanischen Osaka lebenden Schimpfluch-Veteranen, die auch auf Tonträger ihren prozessualen Charakter wahren, stehen in unterschiedlichen Traditionen vom Tantrischen Buddhismus bis zu verschiedenen schamanischen Praktiken. Weiterlesen

DREKKA: Examinations 2016-2018

Die Stücke, die der Ambientdröhner Drekka auf „Examinations 2016-2018“ zusammengestellt hat, entstanden unabhängig voneinander und sind die Frucht ausgedehnter Reisen und Kollaborationen mit zahlreichen Kollegen. Manche waren für Projekte gedacht, die nie oder nur einmalig auf kleineren Veröffentlichungen realisiert wurden, andere kamen spontan zustande, angeregt durch ausbaufähige Feldaufnahmen oder instrumentelle Sounddetails, und blieben für’s erste doch Fragment. Weiterlesen

DAIMON: Dust

Wie schon aus unserem kürzlichen Interview hervorging, ist Simon Balestrazzi niemand, der sich auf seinen Lorbeeren ausruht, stets hält er seine zahlreichen Kollaborationen in Bewegung, solange die jüngsten Schaffensergebnisse noch frisch sind. So auch Daimon, sein Trio zusammen mit Paolo Monti und Nicola Quiriconi, die sich gleich nach der letztjährigen Europatour zu intensiven Sessions zusammenfanden, und mit „Dust“ einen dynamischen Nachfolger zu ihrem Debüt auf die Beine brachten. Weiterlesen

THE GREAT PARK: Woe

Am 28. Dezember 1879 ereignete sich nahe der schottischen Stadt Dundee eine der großen Katastrophen der Eisenbahngeschichte. In den dunklen, winterlichen Abendstunden stürzte ein Teil der drei Kilometer langen Brücke über den Meeresarm Firth of Tay unter dem Gewicht eines Passagierzugs ein, wobei mehr als siebzig Menschen verunglückten. Über Jahre wurde der Fall untersucht, man kam zu dem Schluss, dass schlampige Bauarbeit und mangelnde Wartung Weiterlesen

URUK: Mysterium Coniunctionis

Thighpaulsandra hat neben seinen umfangreichen, expansiven Arbeiten – wie etwa „I, Thighpaulsandra“, dem auf Eskaton veröffentlichten Doppelalbum, mit dem er als Solokünstler debüttierte -, auf denen Genres permanent gewechselt wurden und Stücke von „Cosmic Beauty “ entstanden (wie es ihm auf Julian Copes Head Heritage-Seite attestiert wurde), auch reduzierte, auf Drones basierende Arbeiten aufgenommen, wie z.B. das jüngst auf Klanggalerie wiederveröffentlichte Album „The Lepore Extrusion“. Weiterlesen

TWELVE THOUSAND DAYS: Insect Silence

Man neigt gerne dazu, Bands, die sich nur alle Schaltjahre oder seltener zu neuen Aktivitäten zusammentun, als klammheimlich aufgelöst zu betrachten, erst recht dann, wenn es sich dabei um noch anderweitig aktive Musiker handelt – so wie Sänger Martyn Bates mit Eyeless in Gaza und seinem Soloprojekt und Instrumentalist Alan Trench mit seinen Folk- und Psychedelic-Gruppen Temple Music, Orchis und Black Lesbian Fishermen. Nachdem mit ihrem Duo Twelve Thousand Days wahrscheinlich nur noch wenige gerechnet hätten, steht Weiterlesen

TANZ OHNE MUSIK: Night

Vor zwei Jahren debüttierte das Duo aus Bukarest mit dem Longplayer „Infinity“ auf Galakthorrö. Zuvor waren schon eine Reihe von Tonträgern in Eigenregie veröffentlicht worden. Über „Infinity“ schrieb ich damals: „Tanz Ohne Musik bewegen sich in dem gleichen analogen Universum [wie andere auf Galakthorrö veröffentlichte Künstler], arbeiten eher mit Reduktion als Opulenz.“ Weiterlesen

R.A.N.: Seb-i Yelda

Die ersten Minuten von “Seb-i Yelda” könnten der Auftakt zu einer Ambientplatte, zu einem subtilen Noisetrack oder zu einem düsteren elektronischen Hörspiel sein: kühles, furchteinflösendes Rauschen in verschiedenen Tonlagen, diverse, nur für kurze Zeit repetitive Taktfolgen, tiefes Stimmengemurmel und spannendes Beckenrauschen sowie eine klangliche Dichte, die zunimmt und doch nie auf einen Höhepunkt zusteuert – all dies und Weiterlesen

TRONDHEIM VOICES / ASLE KARSTAD: Rooms and Rituals

Die norwegischen Trondheim Voices sind ein ungewöhnlicher Chor, und auf den ersten Eindruck tut man sich fast etwas schwer, einen solch traditionellen Ausdruck zu verwenden. Er besteht je nach Auftritt aus sieben bis zehn Sängerinnen, die während der Shows, die meist an Orten mit besonderer Akustik stattfinden, ständig ihre Positionen verändern und damit die Gegebenheiten des jeweiligen Ortes bestmöglich ausnutzen – ausgestattet mit unverkabelten Boxen, in denen sich Weiterlesen

SWANS: Soundtracks for the Blind (+ Die Tür Ist Zu)

Viele Musiker, die sich am Ende eines Schaffensabschnitts sehen, ziehen irgendeine Art Resümee, und es ist immer erfreulich, wenn dies nicht nur in Form einer ordinären Best-of Compilation erfolgt. Swans haben vor ihrer vorübergehenden Auflösung Mitte der 90er „Soundtracks for the Blind“ herausgebracht, ein schon von der Länge her monumentales Album, das vielleicht nicht sofort als ein solches Resümee zu erkennen ist, bei genauerem Hinhören jedoch wie eine eigenwillig gestaltete Summa ihrer Weiterlesen

HERZ JÜHNING: Samsara

Ich habe schon an anderer Stelle geschrieben, dass die auf Galakthorrö veröffentlichenden Künstler nicht nur klangliche Gemeinsamkeiten haben – meistens eine Fokussierung auf analoges Instrumentarium im Spannungsfeld von Angst Pop und Power Electronics-, sondern es auch thematische Konstanten gibt: so etwas wie eine Konzentration auf das (scheinbar) Abseitige, eine Abarbeitung an den Nachtseiten der menschlichen Existenz. Auf jeder Veröffentlichung des kleinen Labels scheint das Bataillesche Heterogene, der verfemte Teil um die Ecke zu Weiterlesen

MUTE SWIMMER / OWN ROAD: Old Love

Guy Dale und Simon Skjødt Jensen alias Mute Swimmer und Own Road verbindet nicht nur ein gemeinsames Talent für poetische Akustiksongs, sondern auch eine lange kreative Freundschaft, und bereits einmal, vor knapp fünf Jahren, taten die beiden sich zusammen brachten ein Mini-Album heraus, dessen Ort zwischen Split und Kollaboration nicht hundertprozentig zu bestimmen war, so sehr wirkten die einzelnen Stücke trotz der unterschiedlichen Gesansstile wie aus einem Guss. Weiterlesen

ZU93: Mirror Emperor

Endlich erscheint das vor einigen Jahren aufgenommene und schon u.a auf dem Donausfestival 2011 aufgeführte Album der Zusammenabeit von David Tibet und den italienischen ZU. Man mag vielleicht vorschnell einen Vergleich zu Hypnopazuzu, Tibets Zusammenarbeit mit Killing Jokes Youth, ziehen (deren Debüt ebenfalls auf House of Mythology veröffentlicht wurde), aber während „Create Christ, Sailor Boy“ von einer orchestralen Opulenz geprägt war und sich Weiterlesen