TOR LUNDVALL: There Must Be Someone

Der Malermusiker Tor Lundvall arbeitet seit Jahrzehnten an einem stilistisch-ästhetischen (im doppelten Wortsinn) unheimlich kohärenten Konzept, seine Musik wurde von ihm vor Jahren als „ghost ambient“  bezeichnet. Diese geisterhafte Musik war mal rein instrumental, dann wieder mit fragil-entrücktem Gesang – wie auch auf den hier zu findenden 5 CDs. Weiterlesen

MICHAEL CASHMORE: The Sword Becomes A Shield (Symphony Number I)

In einer früheren Rezension schrieb ich einmal, dass der emotionale und ästhetische Kern von Michael Cashmores Kompositionen am ehesten in einer fragilen, zum Teil kindlich anmutenden Liebe zu kleinen Details zu finden ist, ferner in einer Vorliebe für einfache Strukturen, deren Weiterlesen

POUND LAND: Defeated

Über den Bandnamen Pound Land sind mir keine Hintergründe bekannt, aber er könnte sich ebenso sehr auf den englischen Pfund beziehen wie auf die Tatsache, dass eine enorme Schwere eines der verbindenden Elemente ist, welche die doomigen, noiserockigen, postpunkigen und angesludgeten Songgebilde auf ihrem aktuellen Tape “Defeated” zusammenhalten. Weiterlesen

MAYSSA JALLAD: Marjaa

Die libanesische Hauptstadt Beirut galt in den mittleren Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts als kulturell reizvolle und wirtschaftlich aufstrebende moderne Metropole, mit deren Image als internationale Projektionsfläche im Nahen und Mittleren Osten damals vielleicht nur Teheran mithalten konnte. Da die Stadt bei Geschäftsreisenden und Urlaubern beliebt war, avancierte in den 60ern und frühen 70ern v.a. der Hoteldistrikt, ein Weiterlesen

JOE COLLEY: Acting As If

Meine erste musikalische Begegnung mit Joe Colley muss ich gehabt haben, als er noch als Crawl Unit aufnahm und ich seine Ende der 90er auf Drone Records  erschienene „Tucson Mon Amour“-7” hörte. Colley hat in den vergangenen Jahren zahlreiche Alben unter eigenem Namen veröffentlicht, letztes Jahr z.B. noch auf Total Black. Einen knappen auditiven Überblick über sein reichhaltiges Schaffen kann man hier bekommen: Das ist eine spannende elektroakustische Mischung, in der dann auch eine Bearbeitung eines Becketttextes nicht deplatziert ist. Weiterlesen

BLACK MOUNTAIN TRANSMITTER: Cemetery Miasma

James Robert Moore macht als Black Mountain Transmitter dunkle Musik, die von ihm selbst – sicher durchaus augenzwinkernd – als „Black Radiophonics. Supernatural synthesizers. Zombie electronics. Lo-fi horror trash“ bezeichnet wird. Vor etlichen Jahren besprachen wir hier sein auf Aurora Borealis erschienenes Album „Black Goat Of The Woods“ und Weiterlesen

INANIS YOAKE: How Things Seem

Genau genommen ist Inanis Yoake ein Duo und besteht aus den beiden Gründern Simone Skeleton und Risa Hara. Die beiden gründeten die Band vor zwei Jahren in London und brachten kurze Zeit später ein Debüt heraus, auf dessen Sound irgendwo zwischen Post Punk-Nostalgie und der Feierlichkeit eines szenetauglichen Dark Folk nicht komplett, aber zum Teil auf die Mitwirkung renommierter Gäste wie Weiterlesen

V.A.: Mischpoke #1

Das Label Hauch-Records war auf diesen Seiten zuletzt mit dem hervorragenden Martin Weinreich-Album „Points of Entry“ Thema. Die Zusammenstellung „Mischpoke #1“, mit einem von Kim Collmer gestalteten Cover, soll eine neue 12”-Reihe einleiten. Insgesamt vier Künstler sind auf dem Album vertreten und zwar diejenigen, die die ersten vier Veröffentlichungen des Labels ausmach(t)en. Weiterlesen

BEAR BONES, LAY LOW: Live in Povera

Im Herbst 2021 hatte der Brüsseler Vielveröffentlicher und Soundschamane Ernesto González einen Auftritt seines Hauptprojektes Bear Bones, Lay Low in Turin. Der Musiker Lapo Sorride, der wahrscheinlich in die Veranstaltung involviert war, fertigte einen mehr als soliden Mitschnitt des rasanten, knapp halbstündigen Auftritts an, der bereits vor einem Jahr auf CD erschienen ist. Weiterlesen

MARJAN FARSAD: Be Yadam

Zu den beliebtesten und kreativsten Stimmen der internationalen iranischen Community zählt heute auch die Sängerin und Illustratorin Marjan Farsad. In ihren Songs steht ein lieblicher, oft an Schlaflieder erinnernder Gesang meist in Farsi im Zentrum, umrahmt von sanften Akkorden auf dem Klavier, der Gitarre und anderen Saiteninstrumenten. Zahlreiche weitere Instrumente und je nach Aufnahme auch Elektronik kommen hinzu, und die Weiterlesen

DREKKA: Beings of ImberIndus

Drekkas Studioalbum “Beings of Interlimbus” ist eine komplementäre Arbeit zu einer Installation, doch es hat auch eine ganz eigene Entstehungsgeschichte. Ihr ursprüngliches Material, basierend auf Bassgitarre, Blasinstrumenten, Stimme und Metallobjekten, wurde zusammen mit Þórir Georg (Óreiða, ROHT) bei einer Performance in Reykjavik  live eingespielt und ebenfalls live einer unmittelbaren Soundmanipulation unterzogen. Später wurde es in langen Weiterlesen

THE SISTERHOOD: Gift

Vor kurzem widmete das Feuilleton der FAZ in der Druckausgabe fast eine komplette Seite der Besprechung der jetzt auf Deutsch erschienenen Biographie von The Sisters Of Mercy des The Quietus-Autoren Mark Andrews, die die Geschichte der Band von ihren Anfängen bis zum 1985 erschienenen Debüt „First And Last And Always“ nachzeichnet – überraschend viel Platz wird hier einer Band eingeräumt, die seit 1990 kein Album mehr Weiterlesen

OTTO SIDHARTA: Kajang

Otto Sidharta, dessen Name übrigens kein Pseudonym ist, gilt als einer der Pioniere der elektronischen Musik in Indonesien, wo er seit den späten 70ern als Komponist und Dirigent sowie als Musikwissenschaftler an verschiedenen Universitäten tätig ist. In unseren Breiten wurde sein Frühwerk 2017 einem etwas größeren Publikum in Form einer Retrospektive vorgestellt. Zu seinen großen Leidenschaften zählen neben Weiterlesen

KALLABRIS: Red Circle

Das deutsche Einmannprojekt Kallabris ist seit der zweiten Hälfte der 80er aktiv, arbeitete früher auf der Basis von akustischen Instrumenen wie z.B. dem Akkordeon, und hat sowohl in kleinen als auch großen Formaten ein umfangreiches Werk an origineller Geräuschmusik veröffentlicht. Interessant ist, dass über die Jahre hinweg immer wieder von Rezipientenseite zur Beschreibung Weiterlesen

CONURE: Extended Story (Not What It Seems)

Auf dem einen langen Track, der “Extended Story (Not What it Seems)” ausfüllt, wirft einen Mark Wilson, der seit über 20 Jahren mit seinem Soloprojekt Conure unterwegs ist, gleich in die Mitte eines turbulenten Geschehens. Schrilles, mit etwas Hall unterlegtes Feedbackrauschen füllt den Raum und birgt Stimmen und einiges mehr in seinem Nebel. Einige Details Weiterlesen

TETANOAMNIS: Erotico Esotico

Ich weiß nicht ob der Name TetanoAmnis eine tiefere Bedeutung hat, jedenfalls bedeutet er so etwas wie Tetanusfluss, und vielleicht kann man sich die Musik des Turiner Duos wie eine Armada aus Bakterien vorstellen, die in einem dicken Strom in die Gehörgänge dringt und einen mentalen Wundstarrkrampf auslöst. Weiterlesen

TERRY FOX: Labyrinth Of The Inner Ear

Der 2008 in Köln verstorbene Amerikaner Terry Fox war vor allem als Vertreter der Body Art und Konzeptkunst bekannt und war lange in der kalifornischen Bay Area tätig und benutzte (auch) immer wieder seinen Körper als Vehikel für Grenzerfahrungen, wie man der Beschreibung seines Versuchs zu schweben sehen kann: „The equipment he used included a white paper that covered the floor and an eleven-foot-square mound of earth in the center of the room. He stuck plastic tubes in it, each being Weiterlesen

SANDY CHAMOUN: Fata17

Der 17. Oktober ist seit drei Jahren ein im Libanon jedem bekanntes Datum, denn an diesem Tag 2019 brachen in vielen Orten des Landes, v.a. aber in der Hauptstadt Beirut Proteste gegen die politische und ökonomische “Elite” des Landes aus. Ging es zunächst um horrende Steuererhöhungen, denen nichts, wie man unbedarft vermuten könnte, sozialstaatliches anhaftete, so kamen mit der Zeit immer mehr Themen zur Sprache, die lange Weiterlesen

ØJERUM: Vågnende Jeg Ser De Døde

Der dänische Musiker, der unter dem Namen øjeRum firmiert und als Paw Grabowski Illustrationen mit oftmals floralen Motiven kreiert, scheint derzeit in einem stetigen kreativen Fluss zu sein und meldet sich alle paar Monate mit einem neuen musikalisches oder auch audiovisuelles Lebenszeichen zurück. Weiterlesen