HEROIN IN TAHITI: Canicola

Wenn Musiker die Sonne, die Flora und die regionalen Bräuche ihrer Länder besingen, endet das nicht selten im Postkartenkitsch, v.a. wenn es sich bei dem Land auch noch um ein beliebtes Touristenziel handelt. Wer Heroin in Tahiti kennt, weiß allerdings, dass sie unter exotischem Charme etwas anderes verstehen, denn ihre im Zeitlupen-Surfsound beschworenen Südseesettings strahlten eine dreckige Düsternis aus, die mehr mit einem Neo Noir-Streifen gemein hat als mit einem auf Hawaii spielenden Elvis-Schinken. Wer die römische Band in den Jahren ihres Bestehens etwas genauer verfolgt hat, der erinnert sich vielleicht daran, dass sie sich auch schon ihrer italienischen Heimat gewidmet haben. Weiterlesen

ENSEMBLE ECONOMIQUE / HEROIN IN TAHITI: Split LP

Surfrock der frühen 60er ist an sich cool genug, dass man ihn gut dreißig Jahre später auch mal eins zu eins kopieren konnte, ohne gleich peinlich zu wirken, und die zahllosen Tarantino-Parties waren sicher nicht der schlimmste Hype aus den Annalen der 90er Jahre. Seinen Niederschlag in späterer Musik fand dieser Sound hauptsächlich bei Weiterlesen

HEROIN IN TAHITI: Death Surf

Exotismus funktioniert am besten, wenn er eine deutliche ironische Brechung erfährt. Nicht in der Form, dass es zu einer rein negativen Persiflage gerinnt, die nur dazu dienen soll, die hinter eskapistischer Tropensehnsucht versteckte Resignation und Sozialverweigerung in all ihrer konsumorientierten Trivialität bloßzulegen – das gab es immer, hat die Exotik-Industrie nie an der Kitschproduktion gehindert und ist sowieso allzu oft an der Schwierigkeit gescheitert, die Grenze zwischen Kritik und Miesmacherei zu erkennen. Eher die “Jetzt erstrecht”-Variante, die sich der Klischeehaftigkeit und teilweise Billigkeit ihrer Lieblingsmotive bewusst ist und das ganze mit viel Camp-Attitüde dennoch goutiert. Ein Problem ist allerdings, dass Ironie heutzutage generell ziemlich abgelutscht ist Weiterlesen