TWELVE THOUSAND DAYS: Insect Silence

Man neigt gerne dazu, Bands, die sich nur alle Schaltjahre oder seltener zu neuen Aktivitäten zusammentun, als klammheimlich aufgelöst zu betrachten, erst recht dann, wenn es sich dabei um noch anderweitig aktive Musiker handelt – so wie Sänger Martyn Bates mit Eyeless in Gaza und seinem Soloprojekt und Instrumentalist Alan Trench mit seinen Folk- und Psychedelic-Gruppen Temple Music, Orchis und Black Lesbian Fishermen. Nachdem mit ihrem Duo Twelve Thousand Days wahrscheinlich nur noch wenige gerechnet hätten, steht Weiterlesen

TANZ OHNE MUSIK: Night

Vor zwei Jahren debüttierte das Duo aus Bukarest mit dem Longplayer „Infinity“ auf Galakthorrö. Zuvor waren schon eine Reihe von Tonträgern in Eigenregie veröffentlicht worden. Über „Infinity“ schrieb ich damals: „Tanz Ohne Musik bewegen sich in dem gleichen analogen Universum [wie andere auf Galakthorrö veröffentlichte Künstler], arbeiten eher mit Reduktion als Opulenz.“ Weiterlesen

R.A.N.: Seb-i Yelda

Die ersten Minuten von “Seb-i Yelda” könnten der Auftakt zu einer Ambientplatte, zu einem subtilen Noisetrack oder zu einem düsteren elektronischen Hörspiel sein: kühles, furchteinflösendes Rauschen in verschiedenen Tonlagen, diverse, nur für kurze Zeit repetitive Taktfolgen, tiefes Stimmengemurmel und spannendes Beckenrauschen sowie eine klangliche Dichte, die zunimmt und doch nie auf einen Höhepunkt zusteuert – all dies und Weiterlesen

TRONDHEIM VOICES / ASLE KARSTAD: Rooms and Rituals

Die norwegischen Trondheim Voices sind ein ungewöhnlicher Chor, und auf den ersten Eindruck tut man sich fast etwas schwer, einen solch traditionellen Ausdruck zu verwenden. Er besteht je nach Auftritt aus sieben bis zehn Sängerinnen, die während der Shows, die meist an Orten mit besonderer Akustik stattfinden, ständig ihre Positionen verändern und damit die Gegebenheiten des jeweiligen Ortes bestmöglich ausnutzen – ausgestattet mit unverkabelten Boxen, in denen sich Weiterlesen

SWANS: Soundtracks for the Blind (+ Die Tür Ist Zu)

Viele Musiker, die sich am Ende eines Schaffensabschnitts sehen, ziehen irgendeine Art Resümee, und es ist immer erfreulich, wenn dies nicht nur in Form einer ordinären Best-of Compilation erfolgt. Swans haben vor ihrer vorübergehenden Auflösung Mitte der 90er „Soundtracks for the Blind“ herausgebracht, ein schon von der Länge her monumentales Album, das vielleicht nicht sofort als ein solches Resümee zu erkennen ist, bei genauerem Hinhören jedoch wie eine eigenwillig gestaltete Summa ihrer Weiterlesen

HERZ JÜHNING: Samsara

Ich habe schon an anderer Stelle geschrieben, dass die auf Galakthorrö veröffentlichenden Künstler nicht nur klangliche Gemeinsamkeiten haben – meistens eine Fokussierung auf analoges Instrumentarium im Spannungsfeld von Angst Pop und Power Electronics-, sondern es auch thematische Konstanten gibt: so etwas wie eine Konzentration auf das (scheinbar) Abseitige, eine Abarbeitung an den Nachtseiten der menschlichen Existenz. Auf jeder Veröffentlichung des kleinen Labels scheint das Bataillesche Heterogene, der verfemte Teil um die Ecke zu Weiterlesen

MUTE SWIMMER / OWN ROAD: Old Love

Guy Dale und Simon Skjødt Jensen alias Mute Swimmer und Own Road verbindet nicht nur ein gemeinsames Talent für poetische Akustiksongs, sondern auch eine lange kreative Freundschaft, und bereits einmal, vor knapp fünf Jahren, taten die beiden sich zusammen brachten ein Mini-Album heraus, dessen Ort zwischen Split und Kollaboration nicht hundertprozentig zu bestimmen war, so sehr wirkten die einzelnen Stücke trotz der unterschiedlichen Gesansstile wie aus einem Guss. Weiterlesen

ZU93: Mirror Emperor

Endlich erscheint das vor einigen Jahren aufgenommene und schon u.a auf dem Donausfestival 2011 aufgeführte Album der Zusammenabeit von David Tibet und den italienischen ZU. Man mag vielleicht vorschnell einen Vergleich zu Hypnopazuzu, Tibets Zusammenarbeit mit Killing Jokes Youth, ziehen (deren Debüt ebenfalls auf House of Mythology veröffentlicht wurde), aber während „Create Christ, Sailor Boy“ von einer orchestralen Opulenz geprägt war und sich Weiterlesen

THE NECKS: Body

Seit über dreißig Jahren bereits basteln The Necks aus Sydney an ihrer eigenen improvisierten Jazzvariante, basierend auf dem klassischen Instrumententrio Schlagzeug, Bass und Piano, wobei letzteres auch immer mal wieder durch die Hammondorgel ersetzt wurde und der Bass gelegentlich durch Gitarre. Die einzelnen Arbeiten bestehen meist aus albumfüllenden Longtracks, die vor dem Losjammen gut durchdacht und erörtert werden und anschließend auf prägnant betitelten CDs erscheinen. Weiterlesen

THE GREAT PARK: When I was Single

Die englischsprachige Songtradition ist voll von morbiden und makaberen Geschichten. Lange vor Nick Cave gab es Murder Ballads, und wer sich einen kleinen Einblick in dieses Thema verschaffen will, der findet einiges dazu in unseren Besprechungen zu Shirley Collins und The Hare and the Moon. Wenn ein Sarkast wie Stephen Burch von The Great Park in gewissen Abständen überlieferte Songs zwischen seine Eigenkompositionen packen will, steht ihm also ein großer Fundus an Weiterlesen