UNIFORM / THE BODY: Everything That Dies Someday Comes Back

Seit Anfang der 00er Jahre spielen The Body, die in den letzten Jahren häufig mit Lingua Ignota aufgetreten sind und aufgenommen haben, eine Form von harter Musik, die sich einfachen Kategorisierungen entzieht. Uniform, mit denen The Body jetzt nach “Mental Wounds Not Healing” aus dem letzten Jahr zum zweiten Mal ein gemeinsames Album aufnehmen, haben sich auf ihren bisherigen Veröffentlichungen an dem orientiert, was seit etlichen Jahren etwas unglücklich als Industrial Metal bezeichnet wird. Weiterlesen

MOTHER: s/t

Wenn man die Selbstbeschreibung von Tommaso Bonfilio liest, könnte man meinen, sein Soloprojekt Mother, das er nun neben (oder nach?) seiner Mitgliedschaft in Bands wie Blind Beast oder SabaSaba betreibt, stehe unter keinem guten Stern. Inspiriert von der gestressten Existenz des einsamen Protagonisten schickt sich das Projekt hier an, ein Gefühl klaustrophobischer Statik zu transportieren, und zuguterletzt soll nach dem Debüt erst einmal wieder Schluss sein, da der Künstler sich zur Neuorientierung in ein einjähriges Exil zuückzuziehen plant. Weiterlesen

DANIEL MENCHE: Melting Gravity

Die Idee hinter Daniel Menches zweiteiliger Komposition „Melting Gravity“ hat eine anthropologische Dimension, denn sie begreift den Menschen in einem immerwährenden Kampf zwischen dem Wunsch nach Transzendenz und den ernüchternden Gesetzen der Schwerkraft. Auf der einen Seite das Begehren nach buchstäblicher oder sinnbildlicher Überwindung der Beschränkungen des Körpers durch die Verheißungen der Levitation, des Rauschs, der außerkörperlichen Erfahrung und Weiterlesen

V.A.: Dark Ambient Vol. 18

Zum achzehnten Mal bringt das englische Label Sombre Soniks nun die Sampler-Reihe “Dark Ambient” heraus, die überwiegend Künstler aus dem hauseigenen Umfeld vorstellt. Den Titel sollte man nicht unbedingt als Genrebegriff lesen, denn die Drone- und Ambientklänge, die man gemeinhin mit der gleichnamigen Musiksparte assoziiert, machen meist nur einen Teil der vertretenen Musik aus. Auf der neuesten Folge sind dreiundzwanzig Interpreten aus verschiedenen musikalischen Himmelsrichtungen vertreten, und wenn die Kompassnadel in Weiterlesen

FAD GADGET: The Best Of

Unter den renommierten Synthie- und New Wave-Acts der Jahre um 1980 nahm der Engländer Frank Tovey alias Fad Gadget insofern eine Sonderstellung ein, als dass seine durchaus eingängigen Popsongs immer etwas zu rau und derb waren, um ins Mainstream-Radio zu passen, wo er dann zwar nicht völlig fehlte, aber doch etwas unterrepräsentiert war. Seine Exzentrik war immer einen Hauch zu schräg und ungestylt, um aus ihm wenigstens für eine Zeitlang einen trendigen Posterboy zu machen. Weiterlesen

MAZEN KERBAJ: Trumpet Solo Vol. 2.1

Mazen Kerbaj ist einer der Trompeter, die es schaffen, ihrem Instrument über längere Passagen Töne zu entlocken, die nach allem, aber kaum nach einer Trompete klingen (außer vielleicht für versierte Ausnahme-Ohren, die natürlich nicht unterschlagen werden sollen). Außer als Improv- und Jazz-Virtuose, der nebenbei organisatorisch am bekannten Irtijal Festival mitmischt, ist Kerbaj mit gleicher Verve als Grafiker und Comic-Artist aktiv, und wer den libanesischen Renaissance-Mann dennoch nicht kennt, hat vielleicht von seinen Weiterlesen

KONSTRUKT / KEN VANDERMARK: Kozmik Bazaar

In dem kosmischen Basar von Konstrukt und dem an Tenorsaxophon und Klarinette bewanderten Ken Vandermark wird man ohne Vorwarnung hineingeworfen, denn das erste gemeinsame Album der Istanbuler Freejazzer und ihrem Chicagoer Kollegen beginnt gleich mit einem schrillen, lauten und in aller Aufgedrehtheit groovigen Freakout, das nach eigenen Angaben als Referenz an Ornette Coleman gedacht ist und allzu gepflegte Gemüter ordentlich aufscheuchen wird. Weiterlesen

INTERNAZIONALE: Wreaths of Life

Mit seinen zahlreichen Soloprojekten produziert der Däne Mykkel Valentin Dunkerley seit Jahren soundorientierte Musik in Dauerrotation und ist ein fettgedruckter Name in Kanon von Posh Isolation. Digitaler, analoger und akusmatischer Lärm stehen durchaus auf seiner Agenda, doch vieles – so z.B. das vor einiger Zeit unter dem Alias Internazionale erschienene “Wreats of Life” – hat eine ambient-gleitene Struktur und lässt rauere Elemente eher versteckt im Verborgenen wirken. Weiterlesen

PINK TURNS BLUE: Meta

Vielleicht ist Authentizität – wie unscharf der Begriff auch immer ist – als Qualitätsmerkmal überbewertet, denn in (vielen) guten Momenten gelang es dem oft theatralischen Gothic (man denke, wie Nick Fiend mit Makeup seinen Kopf in einen Schädel verwandelte oder Ian Astburys seine Affinität zu Native Americans zum Ausdruck brachte – ganz zu schweigen von den Virgin Prunes, dem staubigen Westernlook der Fields, die an expressionistische Stummfilme erinnernde Bühnenbeleuchtung bei Bauhaus oder die schier Weiterlesen

PETER CUSACK: Aral Sea Stories and the River Naryn

Der in Kasachstan und Usbekistan gelegene Aralsee, dessen Fläche und Wassermenge in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts extrem zurückging und erst in den letzten Jahren einer zumindest partiellen Wiederherstellung unterzogen wurde, liegt im Zentrum komplexer okologischer und auch ökonomischer Systeme. Er speißt sich aus zum Teil großen Zuflüssen, deren Quellgebiete bis an die Grenze zu China reichen und die durch mehrere zentralasiatische Länder fließen. Weiterlesen

THE GREAT PARK: A Day

Lesern unserer Seite muss man nicht beschreiben, wie die Musik von The Great Park grundsätzlich klingt, und bis auf ein paar etwas üppiger instrumentierte Ausnahmen enthalten die einzelnen Alben subtile und wahrscheinlich spontan entstandene Variationen seines auf Gitarre un eines poetischen Gesangs basierenden Stils, der immer eine Idee zu bitter und exzentrisch ist, um wie Wodka die Kehle runter zu gehen. Weiterlesen

REMO SEELAND: Hollow Body

Wenn man etwas tiefer in die Arbeit Remo Seelands als Musiker, Kurator und Labelgründer eintaucht, fällt auf, dass das Wort „Hollow“ immer wieder vorkommt. Der Leib, die Gebeine, die Stadt – all dies wird in einem hohlen Zustand der Leere dargestellt, und wenn man seinen Assoziationen freien Lauf lässt, kann man auch Hallow Ground, den Namen seines Labels, als daran anknüpfendes Wortspiel lesen und den Bogen bis zu seiner früheren Industrial-Band Náda schlagen. Es ist ein Bildbereich, der auf etwas Desolates, auf einen Mangel anspielen mag, der aber zugleich die Weiterlesen

SQÜRL: The Dead Don’t Die

Jim Jarmusch hatte vor einigen Jahren mit Only Lovers Left Alive eine überzeugende Meditation auf das Vampirmotiv abgeliefert. In seiner gesamten Karriere hat Jarmusch sich immer (auch) in dem zurechtgefunden, was (vereinfachend und oftmals pejorativ) als Genrekino bezeichnet wird: Man denke etwa an Dead Man  oder Ghost Dog. The Dead Don’t Die, sein jüngster Film, der sich mit der augenblicklich wohl populärsten Form des Untotens beschäftigt, wirkte dagegen trotz (oder vielleicht wegen) metafiktionaler Elemente, Weiterlesen

CHUPAME EL DEDO: No Te Metas Con Satan

Ursprünglich, so liest man zumindest, war Chupame El Dedo gar nicht als eigenständige Band gedacht, sondern nur als launiger Offshoot von ebenso launigen Kapellen wie Romperayo und Meridian Brothers, mit dem Zweck, lateinamerikanische Rhythmen mit der Energie und den Themen des Grindcore und Death Metal zu verbinden – beides genießt in ihrem Heimatland Kolumbien ja durchaus eine gewisse Popularität. Weiterlesen