URUK: I Leave a Silver Trail Through Blackness

Ich habe nicht den Anspruch, dass Plattencover die Atmosphäre einer Musik perfekt illustrieren und ein ähnliches ästhetisches Erlebnis im anderen Medium inszenieren. Umso mehr freue ich mich, wenn es trotzdem passiert, wie z.B. beim Debüt von Uruk. Der Blick fällt auf etwas, das mit etwas Fantasie wie eine Flucht von hintereinander liegenden dunklen Räumen aussieht, die aufgrund der Perspektive wie ineinander verschachtelt wirken. So einfach das Setting auf den ersten Blick anmutet, enthält es doch eine Menge an kleinen Details, bunten Punkten, die wie ein an die Wände gemaltes Weiterlesen

LOST HARBOURS: Towers Of Silence

Das vor einigen Monaten veröffentlichte dritte Album des aus Richard Thompson und Emma Reed bestehenden „experimental folk duo“ Lost Harbours beginnt mit einer Interpretation von “Black Is The Colour”, die die musikalische Ausrichtung des Albums verdeutlicht: Das ursprünglich aus Schottland stammende Traditional, das über die Jahre zahllose Musiker (u.a. Nurse With Wound) eingespielt haben, wird bei Lost Harbours zu einem von zweistimmigem Gesang dominiertes Stück, das fast schon als Klagelied bezeichnet werden kann. Weiterlesen

JUXTAPOSITION: s/t

Wenn es etwas gibt, das die vielen sehr weit auseinanderliegenden Soundideen von Juxtaposition noch am ehesten verbindet, dann ist es die Gleichrangigkeit, die ihnen im Klangspektrum des Debüts zukommt. Ansonsten schert sich das in Oslo beheimatete Quartett sehr wenig um verbindende Elemente oder gar ein Metanarrativ, dem die zahlreichen Komponenten, die Elektronik, Bassgitarre, Feldaufnahmen und diversen Vocals entstammen, untergeordnet werden. Nomen est omen, alles prallt dabei nicht nur kontrastreich, sondern auch knallig aufeinander, so markant wie der Schriftzug auf dem Cover. Weiterlesen

THE GREAT PARK: Understudy

Für den Folkmusiker Stephen J. Burch alias The Great Park war 2017 ein produktives Jahr mit vielen Konzerten, die z.T. mitgeschnitten und auf CD erschienen sind, sowie bereits im Frühjahr ein Studioalbum namens “Do Not Walk Under Wing”. Ein zentrales Merkmal der darauf enthaltenen Songs war, neben der betont spärlichen Instrumentierung, textlicher Natur, denn fast alle der Lyrics drehten sich um Themen der Distanz und des Verlassens, und der oft ambivalent bleibenden Versuche, nach Hause zurück zu kehren. England spielte Weiterlesen

PAULINE ANNA STROM: Trans-Millenia Music

Pauline Anna Strom tauchte in den frühen 80ern in der kalifornischen Bay Area auf und betrat die Bühne der elektronischen Musik unter dem Namen Trans-Millenia Consort, einem rein instrumental ausgerichteten Synthieprojekt, das sie weitgehend alleine betrieb. Hinter der so somnambulen wie hypnotischen “inner space music”, die nach Sci-fi und New Age zugleich klingt, versteckt sich eine hochgradig sensitive Person, die im Niemandsland des amerikanischen Mittelwestens zur Welt kam, Weiterlesen

V.A. : Drone-Mind // Mind-Drone Vol. 6

Auf diesen Seiten sind schon mehrfach die Veröffentlichungen der „Drone-Mind // Mind-Drone“-Serie besprochen worden – einer Reihe, die Künstler aus verschiedenen geographischen Regionen der Welt zusammenbringt. Auch der sechste Teil zeigt vier Künstler aus drei Ländern, die sich dem Drone auf ganz unterschiedliche Weise (an)nähern. Weiterlesen

SYLVAIN CHAUVEAU / CHANT 1450 RENAISSANCE ENSEMBLE: Echoes of Harmony – Early Music Reworked

Beim Versuch, Alte Musik in ein zeitgenössisches Gewandt zu packen, haben sich schon manche verhoben, sei es, indem Melodien und Harmonien aus vorklassischer Zeit in elektronischer Gewandung wie Kitsch anmuteten, sei es, dass man durch ungewollte Kontraste das Gefühl bekam, in zwei Filmen zugleich zu sein. Sylvain Chauveau ist ein meisterhafter Übersetzer musikalischer Sprachen – zuletzt besprachen wir seine kammermusikalische Übersetzung von Depeche Mode-Songs – entschied sich für eine Weiterlesen

IN GOWAN RING: B’ee’s Pent Pouch

Bekanntlich hält es B’ee von In Gowan Ring nie lange an einem Ort, und so kam es, dass er vor gut fünf Jahren, nach einer kurzen Zeit in Berlin, mal wieder seine sieben Sachen packte und diesmal in das französische Massif Central ging, wo er sich als eine Art Hausmeister um ein altes Chateau aus dem 16. Jahrhundert kümmerte. Selbst lebte er in einem eigens gebauten fünfeckigen Zelt auf dem Anwesen, das genug Platz hatte für eine Feuerstelle, einen bequemen Schlafplatz und sein Equipment, mit dem er wie in einem ultra-improvisierten Studio hantieren konnte. Weiterlesen

TORBA: Ivrjèn

Wenn man will, kann man mit Musik, die auf montierten Feldaufnahmen basiert, äußerst klare imaginäre Tableaus entstehen lassen. Klänge, deren Quellen relativ gut erkennbar sind, Ereignisse, die ein nachvollziehbares Narrativ voranbringen, und zuguterletzt ein übersichtliches Raumgefühl: Zusammen lassen diese Komponenten – gerne mithilfe aussagekräftiger Titel – eine Szenerie entstehen, die die Bilder, die man sich bei solcher Musik gerne vorstellt, gar nicht mehr braucht. Weiterlesen

JARL: Negtive Rotation Intensive Fracture

Erik Jarl spielt zusammen mit Martin Bladh als IRM einen zähflüssigen Industrial, bei dem der menschliche Körper in all seiner Fleischlichkeit und Verwundbarkeit thematisiert wird. Für eine Weile arbeiteten die beiden auch bei den thematisch ähnlich ausgerichteten Skin Area zusammen. Erik Jarl ist aber auch ein sehr aktiver Solokünstler, der unter seinem Nachnamen seit Anfang der 00er Jahre zahlreiche Tonträger veröffentlicht hat , Weiterlesen

UUUU: s/t

Als Thighpaulsandra vor zwei Jahren ein Album herausbrachte, das in seiner Reichhaltigkeit das Zeug zu einem Opus magnum hatte, hätten wahrscheinlich wenige daran geglaubt, dass in den folgenden Jahren weitere Erzeugnisse dieser Größenordnung aus der Richtung kommen würden, doch weit gefehlt: Unter dem mysteriösen Namen UUUU wurde dieses Jahr im gleichen Dunstkreis ein Allstar-Projekt aus der Taufe gehoben, dass sich mit Edvard G. Lewis, Matthew Simms (beide Wire) und eben Thighpaulsandra stark mit dem Line-up der „Golden Communion“ überschneidet und – nicht zuletzt wegen der Weiterlesen

ANEMONE TUBE: The Three Worlds (3 CDs Allegory of Vanity – Forget Heaven – Vanity of Allegory)

„The three worlds are transient like clouds in autumn“ heißt es in einem buddhistischen Sutra des 14. Jahrhunderts, das im Englischen unter dem Titel „Far Reaching Pleasures“ bekannt ist. Die Geburt und der Tod aller Wesen entfaltet sich wie ein Tanz, rauscht vorbei wie ein Gebirgsbach, verschwindet wie ein Blitz am Firmament. Anemone Tube hat die Verse dieses Sutras als Hintergrund für sein neues Release gewählt und verbindet die Betrachtungen mit seinem langjährigen Interesse an westlichen Vanitaskonzepten und ihrer klaren Bildlichkeit. So weit Weiterlesen

MIA ZABELKA: Cellular Resonance

In ihren zahlreichen Kollaborationen beweist die Geigerin und Soundkünstlerin Mia Zabelka immer wieder, wie sehr sie ihre eigenwilligen, experimentierfreudigen Ideen auf subtile Art mit denen ihrer künstlerischen Dialogpartner zu arrangieren versteht. In eher klangorientierten Werken wie denen mit Pauline Oliveros oder John Zorn zeigt sie eine sichere Hand für die Möglichkeiten verschiedener Klangfarben, besitzt Geduld und Gespür für die Beiträge der anderen. In ihrer Arbeit mit Lydia Lunch hat sie ihren Anteil zugunsten der Textrezitation dezent im Weiterlesen