JOHN ZORN: The Testament of Salomon

Seit seinen Anfängen in den Musikszenen der New Yorker Downtown hat John Zorn eine weite Strecke hinter sich gelegt und derart unterschiedliche Alben als Musiker, Komponist und Produzent hervorgebracht, dass es im Grunde mühsam ist, ein bestimmtest Werk von ihm als repräsentativ herauszuheben. In einem Interview betonte er einmal seinen „additiv“ ausgerichteten Zugang zu diversen Musikarten und sein Faible für das Abklopfen der unterschiedlichsten Genres auf versteckte Verbindungen. Und so ist es wenig von Belang, ob er beispielseise im Jazz, im Rock, im Klezmer oder in weiteren traditionellen Weiterlesen

HEXN: Al-Khimiyya

Das italienische Projekt HEXN ist noch recht jung an Tagen und trat erstmals im letzten Winter in das Halbdunkel einer interessierten Nische. Dort präsentierte es seine streng limitierte CD-EP “Alpha Omega”. Jüngst erschien im Tape-Format und ebenfalls in geringer Stückzahl das erste Album der mysteriösen Formation, bei der man genau genommen nicht wirklich weiß, ob es sich überhaupt um eine solche handelt, oder ob der seltsame Lo Fi-Sound nicht doch von einer einzelnen Person ausgebrütet wurde. Weiterlesen

RAFAEL ANTON IRISARRI: A Fragile Geography

Am Beginn von Rafael Anton Irisarris “A Fragile Geography” stand eine kleine Katastrophe: Beim Umzug von Seattle nach New York kam dem renommierten Soundsammler und Dunkeldröhner beinahe sein ganzes musikalisches Equipment abhanden, dazu ein umfangreiches Archiv an teils rohen, teils bearbeiteten Klangdateien. Abgesehen von dem mittelgroßen Trauma, das ein solcher Verlust für einen Musiker bedeuten muss, scheint die Misere aber auch ihr Gutes gehabt zu haben. Schon kurz nach dem Vorfall meldete Irisarri sich nach mehrjähriger Pause wieder mit Soloarbeiten zurück, und völlig auf neue Weiterlesen

SUBLIMINAL: Sterben Lassen

Mit zwei Alben und einer Reihe von EPs hat sich Albert Fisch als inzwischen rabiatester Künstler in der Galakthorrö-Familie etabliert. Thematisch ein Feld beackernd, das Throbbing Gristle mit „Very Friendly“ und „Slug Bait“ zuerst bestellt haben. „Out of the Light“ verzichtet fast völlig auf Rhythmus, stattdessen eine pulsierende Klangfläche; Fischs Stimme klingt, als wolle er einen Hybrid aus Power Electronics und Black Metal in die Welt werfen: verzerrt, schreiend, kreischend. Weiterlesen

NEW PROCESSEAN ORDER: CrucifEgo

Nach eigener Angabe ist der New Processean Order keine Band, und das nicht nur deshalb, weil die Besetzung neben Hauptinitiator Alessandro Papa bei jeder Veröffentlichung variiert und sich primär aus bekannten Musikern anderer Projekte zusammensetzt. NPO versteht sich darüberhinaus als musikalischer Arm einer Neugründung der von Robert DeGrimston gegründeten Process Church of the Final Judgement, was ein hehres Anliegen ist. Wie sehr die mitwirkenden Musiker hinter diesem Konzept stehen, ist nicht entscheidend für ihre Teilnahme, und vermutlich sind von Weiterlesen

DARKRAD: Little Black World

Wäre das Album „Little Black World“ ein Film, dann wäre es ein Thriller, der an einigen Stellen ganz abrupt in blanken Horror übergeht. Sein Plot wäre episodisch strukturiert mit immer wiederkehrenden Figuren und Motiven, sodass man auch an beliebiger Stelle den Kinosaal betreten könnte. Dann würde je nach der entsprechenden Stelle vielleicht der Eindruck eines subtilen oder aber eines reißerischen Filmes entstehen. „Little Black World“ entschied sich aber dafür, im Medium Musik auf die Welt zu kommen und wurde unter den Händen der Weiterlesen

MARC ALMOND / JEREMY REED / OTHON MATARAGAS: Against Nature

„I’m committing a crime against nature“ sang Marc Almond in dem Stück „In Bluegate Fields“, das extra für ein Konzert in einer viktorianischen Musikhalle unweit der so bezeichneten Gegend Londons geschrieben wurde. In diesem Song ging es – wie nicht selten in den Texten des Sängers – um dekadente Auschweifungen als Flucht aus einer profanen Alltagsexistenz, und er lehnte sich stark an Episoden aus Oscar Wildes „The Picture of Dorian Grey“ an. Dieses berühmte Buch wäre vielleicht nie so entstanden ohne den Einfluss, den ein anderer, damals noch populärerer Roman, auf Wilde ausübte, nämlich „A Rebours“ aus der Feder Weiterlesen

DA-SEIN: Tautology

Ich und auch andere Kollegen haben im Laufe der Jahre immer wieder auf diesen typischen (analogen) Galakathorröklang hingewiesen, einen Sound, der –auch wenn der Grad der Drastik der einzelnen Projekte doch unterschiedlich war – zu einer gewissen Wiedererkennbarkeit führte und für den sich dann der von SPK entlehnte Begriff des Angst Pop einbürgerte. Gleichzeitig war dieser Klang ebenso wie die gewählte Gattungsbezeichnung offen genug und ließ deswegen (genug) Spielraum. Weiterlesen

BLACK LESBIAN FISHERMEN: ectopic apiari

Vom Namen her stapeln die Black Lesbian Fishermen zunächst einmal ziemlich hoch, denn von den vier Bandmitgliedern ist nur einer wirklich lesbisch, nämlich der Bassist Stratis Sgourellis, der auf der Insel Lesbos zur Welt kam und dort lebte, bis er sich an einer Uni in Padmos einschrieb. Der Rest des Quartetts ist entweder auf dem griechischen Festland oder auf der Insel Euböa unterwegs, zu allem Überfluss sind die vier nicht einmal durchgehend männlich, auch wenn die einzige Frau an Bord ihren Namen dezent mit R. abkürzt. Doch nur soviel zur – um im Bildbereich griechischer Geografie zu bleiben Weiterlesen

BUILDING INSTRUMENT: s/t

Building Instrument ist ein norwegisches Improv-Trio, das vor einigen Jahren von der Sängerin Mari Kvien Brunvoll ins Leben gerufen wurde und – primär auf Schlagzeug, Elektronik, diversen Saiteninstumenten und eben Gesang basierend – die Hörer auf eine Reise mit ziemlich unberechenbaren Wendungen mitnimmt. Versucht man den jüngst nach einer langen Entstehungszeit fertiggestellten Erstling musikalisch zu verorten, kommt man unweigerlich auf eine Art musikalisches Niemandsland, das an alle möglichen Genres grenzt, ohne wirklich irgendwo hinzugehören. Weiterlesen

Neuerscheinung: Occulto Issue δ

Zum fünften Mal erscheint dieser Tage das englischsprachige Magazin „Occulto“, das sich seit seinen Anfängen den unterschiedlichsten Phänomenen der Welt aus einer ganz eigenen Perspektive widmet, die Wissenschaft und Kunst miteinander vereint. Immer wieder begeben sich die Macher dabei auf die Suche nach dem Verborgenen, im wahrsten Wortsinne „Okkulten“. Die aktuelle Ausgabe widmet sich dem Thema „Traum“ mit all seinen Implikationen, auf den 112 Seiten finden sich Texte von Massimo Sandal, Roberto Lalli, Stephano Stephanowic, Martin Howse und Erkki Huhtamo sowie eine Bilderstrecke der Künstlerin Giulia Liberti. Bei liegt eine Compilation mit Musik von Paul Beauchamp, Father Murphy, Heroin in Tahiti, Everest Magma und anderen. Weiterlesen

SWANS: White Light from the Mouth of Infinity & Love of Life

Es ist nicht leicht, etwas allgemein Einführendes zu den Swans zu sagen, ohne dabei Gemeinpläze zu bedienen. Ich schlage folgende Behauptung vor: Swans ist eine Band, die nicht jedem angeraten ist, ein unerfahrenes Sensibelchen mit Hang zu starker Identifikation könnte – weniger durch die Wucht der Musik als vielmehr durch den oft doppenbödigen, aber stets kompromisslosen Sarkasmus in Michael Giras Worten – fatal in Mitleidenschaft gezogen werden, psychisch wie physisch, und das gilt für alle Werkphasen der amerikanischen Band, die seit den Anfängen im No Wave und Power Rock der Weiterlesen

FATHER MURPHY: Lamentations

Es ist gerade einmal acht Monate her, dass Father Murphy ihr Album „Croce“ herausbrachten. Mit der EP “Lamentations” kommt dann noch im alten Jahr ihre „Trilogy of The Cross“ zum Abschluss, zu der noch das im Januar erschienene Tape „Calvary“ zählte – alle drei Teile der im Zeichen eines eigenwilligen Noise Rock ins Leben gerufenen und mittlerweile immer mystischer und ritueller ausgerichteten Band sind der Auseinandersetzung mit dem ambivalent empfundenen katholischen Erbe der beiden Italiener Chiara und (Reverend) Freddy Murphy gewidmet: der Weiterlesen