TREMBLING BELLS & BONNIE ‘PRINCE’ BILLY: The Marble Downs

Duette zwischen Sängerinnen und Sängern sind wahrscheinlich so alt wie die Musik selbst. Im Pop hat sich dabei besonders das Schema „böser Bube, nettes Mädchen“ bewährt, bei dem ein verwegenes Raubein seine Prinzessin umgarnt und dabei in charakterisierender Stimmlagenverteilung zum Ziel kommt oder auch nicht. Carter und Cash, Birkin und Gainsbourg, Campbell und Lanegan, you name it. Eine weitere, meist komödiantische, manchmal auch tragikomische Spielart davon inszeniert Kappeleien schon bestehender Paare. In nicht wenigen Fällen scheitert der männliche Part in seinen eitlen Bemühungen und wird Weiterlesen

LUNAR ABYSS DEUS ORGANUM: Atanimonni Aitnatsbus

Auf einem weiteren Teil der „Substantia Innominata“-Reihe spielt das in St. Petersburg ansässige Einmannprojekt von Evgeny Savenko mit dem etwas prätentiösen Namen eine unglaublich variantenreiche Musik, die mit dem Genrebegriff Drone nur unzureichend beschrieben ist, zu viel passiert auf den zwei langen Tracks dieser 10′. Im Artwork spiegelt sich die musikalische Ausrichtung des Projekts wider, das seine Musik auf Facebook als „drone therapy & ritual ambient“ beschreibt: Eine von einem Fluss durchzogene Landschaft, dazu indigene Zeichnungen von Tieren, Menschen und Kanus. „Atanimonni“ wird von Glocken Weiterlesen

XXENA: Ápolis

Als ich zum ersten mal das Cover von “Ápolis” sah, musste ich sofort an die nordrheinwestfälische Formation Mater Suspiria Vision denken. Diese typischen um die Mittelachse zentrierten und feminin gestylten Motive im 70er Jahre-Stil, die bei mir immer Erinnerungen an Mario Bavas “Diabolik” und weitere poppige Genrefilme dieser Zeit evozieren, tragen jedenfalls eine vertraute Handschrift. Hinter dieser Fassade verbirgt sich aber zunächst die Römische Künstlerin Arianna Degni, die wiederum unter dem Pseudonym xXeNa aktiv ist. Weiterlesen

JAMES BLACKSHAW: Love Is The Plan, The Plan Is Death

Alice B. Sheldon war eine amerikanische Science Fiction-Autorin, die vor allem unter ihrem männlichen Pseudonym James Tiptree jr. für ihre fantastischen und sprachlich wohl sehr evokativen Kurzgeschichten bekannt wurde. Ich hätte die erste Zeile von ihr noch zu lesen, und es wäre äußerst interessant zu erfahren, wie ich mit ihren Geschichten im Hintergrund auf James Blackshaws neues Album „Love is the Plan, the Plan is Death“ reagieren würde. Dessen Songtitel sind nämlich durchweg ihrer Prosa entnommen, und auch atmosphärisch sollen die Kompositionen vom Werk der Schriftstellerin inspiriert sein. Weiterlesen

LAIBACH: Iron Sky The Original Film Soundtrack

Auf „Iron Sky“ einzugehen würde den Rahmen dieser Rezension sprengen, zudem Sujet (Jahrzehnte nach Ende des Zweiten Weltkriegs machen sich die auf der dunklen Seite des Mondes in einer hakenkreuzförmigen Festung lebenden Nazis mit ihren Flugscheiben auf den Weg zur Erde), die Enstehungsgeschichte (die Rolle des Crowdfundings etc.) und der erhebliche Nerdfaktor intensiv an anderen Stellen und zwar nicht nur von subkulturellen Medien beleuchtet worden sind. Außerdem hat ein Autor dieses Magazins den Film besprochen. Von meiner Seite nur soviel: Iron Sky funktioniert eher als Weiterlesen

SEAMUS CATER AND VILJAM NYBACKA: The Anecdotes

In früheren Epochen wurden interessante Geschichten nicht selten in Liedform weitergegeben, viele davon waren fiktive oder reale Biografien. Das Duo Seamus Cater und Viljam Nybacka steht – unabhängig davon, ob und wie stark man ihre Musik nun mit Folk in Verbindung bringt – in dieser Tradition, und auf ihrer ersten größeren Zusammenarbeit gilt ihr vorrangiges Interesse herausragenden (Künstler-)Personen des 19. und 20. Jahrhunderts. Cater und Nybacka greifen bei dieser Hommage auf die Gattung der Anekdote zurück, nach der ihr Debüt, eine elegant gestaltete LP, dann auch benannt ist. Weiterlesen

LA OTRACINA: The Aquarian Wind

La Otracina ist eine dreiköpfige Stonerband aus Brooklyn, die auf ihrer neuen LP den Wind des Wassermannes auf die Welt los lässt. New Age-Kitsch? Mitnichten. Ein kraftstrotzendes psychedelisches Biest schon eher. Einvernehmlicher Grundtenor bei Vergleichen war bislang, dass La Otracina das unbeackerte Feld zwischen Amon Düül II, frühen Hawkwind und Led Zeppelin mit Leben füllen und in die für den Acissound der Jahre um 1970 so aufgeschlossenen Jetztzeit transportieren. So allgemein ist dem nichts entgegen zu setzen. Weiterlesen

V.A.: Drone-Mind // Mind Drone Volume 1: Ubewoet / Halo Manash / Jarl / B°Tong

Wie kaum ein anderes hat das in Bremen ansässige Label Drone über die Jahre konsequent Musik veröffentlicht, die in all ihrer Heterogenität immer eine Widerspiegelung des Namens war, egal ob auf der nach einhundert Veröffentlichungen eingestellten 7′-Serie, der 10′-Reihe „Substantia Innominata“ (von der es inzwischen auch schon 16 Veröffentlichunge gibt), oder aber auf der just begonnenen „Drone Mind // Mind Drone“-Serie im LP-Format. Das Konzept wurde diesmal leicht geändert, denn „Drone-Mind // Mind-Drone“ hat Compilationcharakter, nun teilen sich jeweils vier Künstler ein Album, wobei das Artwork jedes Mal von dem britischen Maler Pete Greening gestaltet wird. Weiterlesen

TEMPLE MUSIC: Children Of The Sun

Wer mit Temple Music lediglich Alte Musik und eine relativ abstrakte Neuinterpretation von Folklore in Verbindung bringt, der darf beim aktuellen Longplayer ein paar Überraschungen erleben. Orchis-Gründer Alan Trench und Bandkollege Stephen Robinson sind nicht nur Experten und Virtuosen des Folk, sondern auch Kinder der Punk- und New Wave-Ära, und nichts schlägt einem mehr entgegen als dies, wenn man ohne besondere Erwartung die ersten Takte von “Children of the Sun” vernimmt. Temple Music überraschen hier nämlich mit einem Weiterlesen