STONE BREATH: Cryptids

Vor einiger Zeit hatte Timothy Renner einmal angesprochen, dass die Thematisierung des Spirituellen, die sich (auch) immer wieder in seinem Werk gefunden hat, zu Missverständnissen (in der Wahrnehmung anderer) geführt hat. Mit seinem Projekt Albatwitch hat er in den letzten Jahren zwei dezidiert politische Alben eingespielt. Vielleicht hat auch die Tatsache, dass in seinem Heimatland seit einer Reihe von Jahren der evangelikale lunatic fringe sich in zunehmendem Maße in den Mainstream der GOP ge- bzw. verschoben hat, dazu beigetragen, jetzt etwas zurückhaltender zu sein. Weiterlesen

LARSEN: Of Grog Vim

Ich weiß nicht viel über Grog Vim, aber der Legende nach soll er eine moderne Renaissance-Figur gewesen sein, und selbst das mit der Vergangenheitsform ist so eine Sache, denn niemand weiß genau, ob er nicht vielleicht doch noch unter uns weilt. Als man noch mehr von ihm mitbekam, war er auf der Suche nach einer Art Weltformel, und sein letztes Lebenszeichen war eine Mondfahrt, die allgemein als Fahrt nachhause interpretiert wurde, da er bereis zu Forschungszwecken auf unserem Trabanten war. Man findet ihn übrigens in keiner Enzyklopädie, aber das macht nichts, denn der Mythos, den Weiterlesen

PETER BRÖTZMANN / HEATHER LEIGH: Ears are Filled with Wonder

Die aus der Country- und Westernmusik bekannte Pedal Steel Guitar, die man als Laie nicht auf den ersten Blick als Gitarre erkennt, hatte ursprünglich wenig Berührungspunkte mit Blasinstrumenten wie Saxophon und Klarinette. Erst in jüngerer Zeit und im Zuge hybrider Stilansätze kamen diese Instrumente miteinander in Berührung, und mit dem entsprechenden Mut zum Improvisieren entfalteten sich bald interessante Harmonien und Kontraste. Weiterlesen

CLIFF STAPLETON AND FRIENDS: The Tumbling of Creatures

Ihrem Ruf nach ist die Drehleier, die man im Englischen Hurdy-Gurdy nennt, ein eher altertümliches Instrument, doch in Wirklichkeit hat sie in vielen nicht nur traditionellen, sondern auch modernen Musikarten ihre Spuren hinterlassen. Seit dem Mittelalter war sie in höfischen und populären Kontexten verbreitet, und heute findet man ihren Einsatz in einer ganzen Palette von Musikrichtungen von Folk über Rock bis hin zur sogenannten Neuen Musik. Weiterlesen

DANIEL HIGGS: The Fools Sermon, Part 1

Traditionell ist der Narr eine Figur, die ungestraft unangenehme Wahrheiten aussprechen darf. Der Deal ist, dass er als mehrdeutige Figur auftritt, deren Aussagen ebenso sehr als dumm, deren Haltung jederzeit auch als ironisch und scherzhaft aufgefasst werden kann. Wer sich nicht auf die Füße treten lassen will, der muss ihn nicht ernst nehmen. Geht es darum, unorthodoxe religiöse Wahrheiten zu verkünden, bedarf es mitunter Figuren, die sich im Grenzbereich von Prophetie und Narrentum aufhalten. Weiterlesen

ARMCHAIR MIGRAIN JOURNEY: Magnetic Coupling Blood

Armchair Migrain Journey nennt sich ein obskurer deutscher Dronespezialist, über den auch hierzulande wenig mehr bekannt ist, als dass er in regelmäßigen Abständen im Dunstkreis der Pink Dots und auf gemeinsamen Arbeiten mit den amerikanischen Earthmonkey oder den slowenischen Seven That Spells in Erscheinung tritt und über die Jahre einen soliden Stapel Platten herausgebracht hat. Seine neue EP, für die erneut Earthmonkeys Peat Bog virtuell im Studio vorbeischaute, enthält ein knapp zwanzigminütiges, äußerst wechselhaftes Mutantendrone, um es im Vokabular des Künstlers zu sagen. Weiterlesen

SHACKLETON WITH ERNESTO TOMASINI: Devotional Songs

Sam Shackleton hat in den letzten Jahren gezeigt, dass er sowohl die Großform als auch die Konzentration auf das Kleine sowie die Verschmelzung von Techno mit im weitesten Sinne fernöstlichen Klängen beherrscht. Ernesto Tomasini hat mit seiner Stimme die bisherigen drei Alben von Othon Mataragas maßgeblich mitgeprägt, seine Arbeit u.a. mit Andrew Liles oder im Bandkontext von Almaghest! haben bewiesen, dass er auch in einem experimentelleren Rahmen zu Hause ist. Weiterlesen

WHITEHOUSE: The Sound Of Being Alive

Wenn sich in den letzten Jahren in der Rezeption von Musik wie Power Electronics etwas geändert hat, dann insofern, dass es immer mehr Projekte gibt, die – ob wegen ihrer Musik oder aufgrund von Kriterien wie Labelzugehörigkeit sei dahingestellt – auch außerhalb einschlägiger Szenen gehört werden, auf hippen Labels herauskommen, auf arty Events spielen, bei Pitchfork und im Wire besprochen werden u.s.w. Whitehouse waren in der Hinsicht schon Grenzgänger, als Power Noise noch weitgehend eine Sache der Weiterlesen

V.A.: Sacred Flute Music From New Guinea (recorded by Ragnar Johnson & assisted by Jessica Mayer)

Mitte der 70er verbrachte der Anthropologe Ragnar Johnson, der sich in der Vergangeheit ausgiebig mit regionaler Musik in Äthiopien und dem Jemen befasst hatte, ein paar Monate in Papua Neuguinea, um zusammen mit seiner Kollegin Jessica Mayer rituelle Musik der Einheimischen zu erforschen und zumindest auf Tonkonserven vor dem Zahn der Zeit zu retten. Sein besonderes Augenmerk lag auf den meist aus Bambusrohren hergestellten Heiligen Flöten, mit denen die Stimmen von Geistern nachgeahmt und somit evoziert werden sollten. Weiterlesen

BOREALIS: Loma Aerea

Eduardo Suarez ist ein an mehreren Instrumenten versierter Musiker aus der nordspanischen Provinz Asturien. Unter dem Namen Borealis hat er sich minimalen Akkorden vor allem auf der zwölfsaitigen Gitarre verschrieben, ist aber auch dunklen Soundscapes gegenüber nicht abgeneigt. Vor kurzem erschien sein zweites Album „Loma Aerea“. Weiterlesen

SIEBEN: The Old Magic

Die alte Magie, die Matt Howden alias The Mighty Sieben auf seinem neuen Album heraufbeschwört, kommt ohne Brimborium aus und liegt versteckt an geheimen Orten, die er in den letzten zwei Jahren im weitverzweigten Norden Europas durchforstet hat – im Baltikum, in Skandinavien und nicht zuletzt in seiner eigenen britischen Heimat. Weiterlesen

FOVEA HEX: The Salt Garden I

Als Brian Eno, der an verschiedenen Aufnahmen von Fovea Hex mitwirkte, die Songs der irischen Band als die außergewöhnlichsten bezeichnete, die er seit Jahren zu hören bekam, sollte das vielleicht nicht nur ein Lob der Qualität dieser Musik sein, denn diese ist in mehrerer Hinsicht untypisch und lässt sich kaum in ein beschreibendes Korsett zwängen. Fovea Hex ist wie eine kleine Enzyklpädie. Ihre Musik, die Begriffe wie Weiterlesen

TANZ OHNE MUSIK: Infinity

Von fast allen anderen auf Galakthorrö veröffentlichenden Künstlern (sieht man von Hermann Kopp einmal ab) unterscheidet sich das Duo Tanz Ohne Musik -bestehend aus dem Rumänen Dan Serbanescu und Lina, die für Fotos und Videos zuständig ist- insofern, als dass die beiden schon vorher in Klein(st)auflage Material veröffentlicht haben. Weiterlesen

GEOMETRICAL RAPE: The Multiple Personalities of the Meat

Dunkle Dronemusik mit verrauschtem Shoegazer-Sound gibt es heute wie Sand am Meer und in allen Formen und Farben. Dass die langen Dröhnorgien von verzerrtem Geschrei durchzogen sind und an wiederkehrenden Stellen zu einem derartigen Lärm anschwellen, dass man denkt, sie könnten sich schon im nächsten Moment als harsche Power Electronics entpuppen, ist dagegen rar. Das Tape „The Multiple Personalities of the Meat“  – Flesh hätte vielleicht noch besser gepasst – des Duos Geometrical Rape ist so ein Fall, und wenn man die beteiligten Musiker kennt, ist es auch kein gar zu großes Wunder. Weiterlesen