GERMAN ARMY: Kalash Tirich Mir

Ganze fünf LPs haben German Army in den vier Jahren ihres Bestehens in die Welt gesetzt, limitierte Veröffentlichungen auf Tape kommen hinzu, nicht zu vergessen diverse Splits wie zuletzt die auf Tourette erschienene 7” mit Novy Svet – geheimnisvolle Obskurantisten sind die beiden Kalifornier allerdings nach wie vor, denn über ihre Hintergründe, ihre Aktivitäten außerhalb der Band und letztlich auch über die von zahlreichen Andeutungen gespickten Semi-Konzepte ihrer Musik gibt es wenig Informationen.  Weiterlesen

JULIA KENT: Asperities

Viele der Kompositionen Julia Kents sind so dezent gestaltet, dass beim beiläufigen Hören der Eindruck entstehen könnte, ihre Cellostücke seien alle nach einem ähnlichen Muster gestrickt und zwischen den einzelnen Alben bestünden keine großen Unterschiede. Bei genauerem Hinhören fällt auf, dass ihre mit dezenter Elektronik und Feldaufnahmen angereicherten Cello-Loops durchaus eine nachvollziehbare Wandlung erfahren haben. Ohne den repetitiven Minimalismus eines frühen Albums wie „Delay“ zu suspendieren, steht bei neueren Aufnahmen eine Weiterlesen

DREW MCDOWALL: Collapse

Hatte man sich in den letzten Jahren daran gewöhnt, dass aus der Unfähigkeit und/oder Unwilligkeit der Nachlassverwalter von Coil resultierend, kein Modus zur Wiederveröffentlichung der Alben gefunden wurde, wodurch den Bootleggern kampflos das Feld überlassen wurde, so waren die Coil-Veröffentlichungen der letzten Monate auf andere Weise wenig erquicklich: Da gab es die sowohl vom Design als auch von der Stückzahl her äußerst dürftigen acht Weiterlesen

MUERAN HUMANOS: Miseress

Ganze sechs Jahre ist es nur her, dass die in Berlin lebenden Argentinier Mueran Humanos mit ihrem selbstbetitelte Debüt für Aufsehen sorgten. Das Album erschien in zwei Auflagen bei Old Europa Café und Blind Prophet und verschaffte sich auch durch Auftritte in den verschiedensten Kontexten Gehör sowohl bei den Nachfahren der Industrial Culture als auch bei den trendigen Kids der New Wave of Dark Wave. Beide mit Punkwurzeln und nebenbei literarisch und im visuellen Bereich aktiv, kamen Carmen und Tomás auch ganz gut mit diesem Spagat klar, ohne je was auf Genre- und Szenebegriffe zu geben. Nach einigen Jahren des Weiterlesen

BLACK LIGHT ASCENSION: Post Future Recordings

Wer bei „Post Future Recordings“ eine besonders progressive, noch nie dagewesene Musik, also den Sound der vollendeten Zukunft erwartet, wird schnell eines besseren belehrt, denn Black Light Ascension, die Truppe um den KnifeLadder-Veteranen Andrew Trail, spielen eine Musik, die man schwer ohne Querverweis auf die seit Jahren anhaltende 80er-Retromanie charakterisieren kann. Die düsteren Synthies und die zum Teil harten Electrobeats wecken Erinnerungen an klassische Human League und Depeche Mode, stellenweise sind sie nur unwesentlich poppiger Weiterlesen

V.A.: Drone-Mind // Mind Drone. Volume 4

Egal ob auf der inzwischen eingestellten und durchaus legendären 7′-Serie oder auf der inzwischen in die vierte Runde gehenden Compilation-Reihe „Drone-Mind // Mind Drone“, auf der jeweils vier Künstler ihre Interpretation, ihre Variation des Drones spielen – es ging und geht immer (auch) um den Drone als das Bewusstsein erweiternde, die Wahrnehmung (ver)ändernde Musik: „Drone music is seen as more than a mere ‘music style’, it expresses an approach to perceive and understand the world“, heißt es dann auch ganz konsequent und selbstbewusst zur Konzeption. Weiterlesen

SIEBEN: Norse

Was vor einigen Monaten mit „Lietuva“ begann, setzt sich mit „Norse“ nun fort und entpuppt sich als zweiter Teil einer geplanten Trilogie, deren Konzept auf zwei Säulen steht: Erstmals setzt Matt Howden auf kleine Veröffentlichungen im EP-Format und vertreibt das Ganze rein digital über Bandcamp. Darüber hinaus ist die Reihe Matts persönliche Hommage an Nordeuropa, seine favourisierten Orte und ihre spezielle Magie. Während „Lietuva“ seinem Namen entsprechend das Baltikum und speziell Litauen feierte, steht „Norse“ im Zeichen der skandinavischen Welt und der Art, wie die Weiterlesen

DER BLUTHARSCH AND THE INFINITE CHURCH OF THE LEADING HAND PRESENTS: The Wolvennest Sessions

Dem Cover dieser Veröffentlichung kann man entnehmen, dass Der Blutharsch und seine Infinite Church of the Leading Hand dieses Album lediglich „präsentieren“, wie es seinerzeit diverse World Serpent-Musiker gerne getan hatten. Jegliche Erwartung, dass hier Musiker jenseits von Albin Julius’ Combo am Werk sind, zerstreuen sich jedoch schon nach einigen Minuten, wenn das eröffnende Stück erst einmal in die Gänge gekommen ist und es sich abzeichnet, dass hier keine dunkle Ambientband zugange ist, sondern niemand anderes als die Infinite Church höchstselbst. Weiterlesen

AIDAN BAKER / IDKLANG: In The Red Room

Wie an jedem interessanten Musiker scheiden sich auch an Aidan Baker bisweilen die Geister. Loben die einen die konzentrierte Ruhe seiner meist auf Gitarrendrones basierenden Musik, so betrachten andere genau dies als phlegmatisch und monieren darüber hinaus die schiere Quantität seines Outputs, das letztlich auf regelmäßige Kollaborationen angewiesen ist, um sich nicht allzu oft zu wiederholen. Einig sind sich aber wohl die meisten darin, dass Baker nicht in erster Linie durch Experimetierfreude und Unberechenbarkeit brilliert, vielmehr weiß man in großen und ganzen, was man an ihm hat und schätzt die kleineren Variationen seines Stils. Weiterlesen

LAST DOMINION LOST : Snowdrops From a Curate’s Garden

Es gibt das schöne Bonmot, dass jemand, der sehr wohlhabend und psychisch derangiert ist, exzentrisch sei, jemand, der ein wenig Geld besitzt und die gleichen Symptome aufweist, sich in ein Sanatorium begibt und jemand, der mittellos ist, im Irrenhaus landet – was deutlich macht, wie sehr Kategorisierungen von psychischen Erkrankungen (auch) von der sozio-ökonomischen Situation abhängen. Weiterlesen

JOANNA NEWSOM: Divers

Über Joanna Newsom konnte man sich in der Zeit ihres großen Durchbruchs vortrefflich streiten. Da gab es die mit starker Folkidentifikation, die nicht einmal Puristen sein mussten, aber Fräulein Newsom ihre Popularität unter den Spexlesern übelnahmen. Jedes hybride Stilelement kam ihnen zu gefällig vor und hatte für sie den Beigeschmack von Ausverkauf und Hipstertum. Dann waren da aber auch jene Spexleser selbst sowie ihre schreibenden Stichwortgeber, die in Joanna schon deshalb ein Wunderkind sehen wollten, weil sie ihre folkig grundierten Songs mit allerlei stilfremden alten und neuen Weiterlesen

SINDRE BJERGA / MICROMELANCHOLIÉ: Invisible Paths

Auf „Invisible Paths“ treffen die beiden Soundtüftler Sindre Bjerga and Robert Skrzyński, der neben seiner Band Forrest Drones solo unter dem Projektnamen Micromelancolié firmiert, zum wiederholtenmal zusammen. Ähnlich wie bei ihrer vorherigen Kollaboration „Prayer Calls“ (Aurora Borealis 2012) schickten die beiden Aufnahme um Aufnahme von Norwegen nach Polen und zurück, bis dass sich die jeweiligen Bauformen zu einer stimmigen Textur mit Ecken und Kanten zusammensetzte. Weiterlesen

ANEMONE TUBE: In The Vortex of Dionysian Reality (C-41 Tape)

Auf seinem neuen Tape zieht uns Anemone Tube kompromisslos in den Strudel einer dionysischen Welt. Man muss nicht viel über den Mythos des griechischen Wein- und Rausch-Gottes wissen, um die abgründige Natur dieses Strudels zu begreifen, denn zumindest die ersten drei Stücke der vorliegenden EP lassen an dieser keinen Zweifel: Formlos und chaotisch wird die in Sound gegossene Welt des Dionysos gezeichnet, doch manchmal auch überraschend einfach in ihrer derben, verrauschten Musikalität. Man mag die Atmosphäre der vier Tracks dunkel und zum Teil niederdrückend finden, wenn man Rausch und Sinnlichkeit zu sehr mit Frohsinn assoziiert. Doch ganz Weiterlesen

COLIN POTTER: Rank Sonata

In einem größeren Rahmen ist Colin Potter in jüngerer Zeit wohl v.a. als Teil der Nurse With Wound-Besetzung und als gelegentlicher Mitmusiker bei Current 93 in Erscheinung getreten, und viele Neueinsteiger wissen wohl nur wenig über die Bedeutung des Mannes in mittlerweile vier Dekaden experimenteller Musik. Da wäre neben weniger bekannten Formationen wie Monos und Ora natürlich sein eigenes Werk, mit dem er in steter Frequenz die Grenzgebiete zwischen Drone, Field Recordings und diverser Electronica auslotet. Mit Weiterlesen

EVEREST MAGMA: Modern / Antique

Hinter dem Namen Everest Magma verbirgt sich der Turiner Musiker mit dem Pseudonym Rella The Woodcutter, der auch an dem Kollektiv Eternal Zio beteiligt ist oder zumindest war. Alles, was man hierzulande bisher von ihm zu hören bekam, bewegte sich im Schnittbereich archaischer Ritualistik und einem blueslastigen Folksound, der ein starkes Interesse an amerikanischen Traditionen offenbart, in den etwas opulenteren Stücken aber auch schon immer ein Faible für Schräges und Fuzziges zur Schau stellte. Hört man zum ersten mal die Weiterlesen

SATAN IS MY BROTHER: They Made Us Climb Up Here

Denkt man an doomige, dronige oder sonstwie dunkle Klangwelten, die mit Jazzelementen angereichert sind, dann entsteht schnell die Vorstellung eines doch alles in allem runden und harmonischen Hörerlebnisses, aller düsteren Hardboiled-Melancholie zum Trotz. Der imaginäre Thriller entpuppt sich als lineares Narrativ mit klarer Schlussgebung und nicht als surrealer Trip durch unwegsames Gelände. Natürlich ist diese Assoziation naheliegend angesichts einiger recht populärer Musik, die gerade in unseren Breiten aufgenommen oder veröffentlicht wird. Dass angejazzte Slowtempo-Musik auch Weiterlesen

Sharron Kraus auf Tour in Deutschland, u.a. mit B’ee von In Gowan Ring

Die englische Folkmusikerin Sharron Kraus, die mit so unterschiedlichen Bands wie Backworld und The Iditarod aufgetreten ist und schon auf David Tibets Durtro-Label veröffentlicht hat, verbringt den November auf Tour in Deutschland und den umliegenden Nachbarländern. Kassel, Göttingen, Berlin, Leipzig und Giessen stehen auf dem Plan, in der Berliner Nomad Bar wird sie am Freitag, den 13.11. zusammen mit B’ee von In Gowan Ring und Birch Book auf der Bühne stehen. B’ee wird Sharron an der Gitarre und mit Backing Vocals begleiten und außerdem ein paar In Gowan Ring-Stücke präsentieren. Weiterlesen

THIGHPAULSANDRA: The Golden Communion

Etwas Monumentales haftet dem Werk Thighpaulsandras an, und das in Zusammenhängen, die gleich die wichtigsten Säulen seines Werks als Musiker, Sänger und Performer umfassen: Die epische Struktur seiner oft ausladenden Kompositionen, ferner die dem Eindruck nach allesumspannende Weite seiner thematischen und atmosphärischen Konzepte, für die Genrebegriffe wie Soundart, Rock, Jazz, Psychedelia oder Ambient kaum eine Rolle spielen. Dann nicht zu vergessen seine raumfüllende Stimme und die großen theatralischen Gesten, die niemals aufgesetzt wirken. Man würde sich auch nicht trauen, ihm den Weiterlesen

EXPO 70: Solar Drifting

Justin Wright alias Expo 70 veröffentlicht seit Jahren in Dauerrotation spacige Soundscapes irgendwo im Graubereich zwischen psychedelischem Rock und verspielter elektronischer Avantgarde, und einige seiner interessantesten Releases erblickten auf Zoharum das Licht der Welt, so beispielsweise das Robert Anton Wilson gewidmete Konzeptalbum namens „From Earth to Sirius“ und eine mit viel Bonusmaterial ausgestattete Neuauflage seiner LP „Corridors of Infinity“. Dieser Tage erscheint ebenfalls auf dem polnischen Label eine Sammlung an Outtakes und vergriffenen Stücken unter dem Titel „Solar Drifting“. Weiterlesen