R.B. RUSSELL: Heaven’s Hill

R.B. Russell und seine Partnerin Rosalie Parker betreiben einen der wichtigsten Verlage für (im weitesten Sinne) unheimliche Literatur. Tartarus Press hat sich nicht nur verdient gemacht, das Vermächtnis Arthur Machens zu wahren oder (teils vergessene) Klassiker wiederzuveröffentlichen, sondern man ist auch immer wieder auf der Suche nach neuen Autoren. Dabei fällt auf, dass der Verlag auf gewisse Weise im wahrsten Wortsinne Avantgarde ist, wiederveröffentlichte man doch schon Robert Aickman und seine Weiterlesen

GIANNI GIUBLENA ROSACROCE: Tropico del Pianto

Hinter dem Nom de guerre Gianni Giublena Rosacroce verbirgt sich der Turiner Multiinstrumentalist Stefano Isaia, der hierzulande wahrscheinlich am ehesten noch als Klarinettist der orientalisierenden Psychedelic Rocker La Piramide di Sangue, vielleicht auch als Mitglied der Movie Star Junkies in Erinnerung geblieben ist. Isaia spielt aber neben seinen zahlreichen Bands seit mindestens einem Jahrzehnt solo und hat unter Weiterlesen

OV PAIN: The Churning Blue of Noon

Wenn die Neuseeländer Ov Pain gleich zu Beginn von “The Churning Blue of Noon” eine hypnotisierende Stimmung heraufbeschwören, dann ist diese, trotz der sanften Dröhnung und der verspielten Glöckchen, weniger von einer einschläfernden, sondern von elektrisierender Art. Deutlich spürt man eine versteckte Unruhe und Spannung in dem auf den ersten Eindruck so einlullenden Klangteppich, ein Gefühl Weiterlesen

KUUNATIC: Gates of Klüna

Kuurandia, so will es die Saga, ist ein Planet irgendwo in einer versteckten Ecke des Universums, und er hat eine bewegte Geschichte hinter sich. Die Band Kuunatic (von der böse Zungen immer wieder behaupten, sie seien ein Trio aus Tokio bestehend aus Fumie C. Kikuchi, Shoko Yoshida und Yuko Araki) schickten sich vor einigen Jahren an, uns den epischen Stoff des von kargen Landschaften geprägten Ortes und seiner Weiterlesen

SIMON BALESTRAZZI / NICOLA QUIRICONI: Licheni

Vielleicht haben Simon Balestrazzi und Nicola Quirincioni ihr erstes Duett deshalb nach dem Lichen bzw. der Flechte benannt, weil in ihrer Musik die unterschiedlichsten Komponenten wie in einem riesigen Netz immer wieder mit einander verknüpft sind: Mechanisches und subtile Elektronik, dezente Dröhnung aus verschidenen Quellen, die menschliche Stimme in “unmusikalischen” Äußerungen und einiges mehr dockt immer wieder in unregelmäßigen Abständen aneinander an, geht auseinander hervor, bildet immer wieder andere Knoten. Weiterlesen

BEN OSBORN: The Fire EP

Ben Osborn, der in Berlin lebende Sänger, Dichter und Virtuose an mehreren Instrumenten, ist bei weitem nicht der einzige Musiker, um den es seit Beginn der Pandemie etwas ruhiger geworden ist. Nun ist er zurück mit einer furiosen kleinen EP, die – ihrem Titel entsprechend, möchte man sagen – vor Leidenschaft fast zu zerbersten droht. Weiterlesen

JOURNEY OF TARO: Gamelan Sketches

Was Adrien Naber, der sein Projekt Journey of Taro nennt, auf seiner LP “Gamelan Sketches” herausbringt, ist ein vielschichtiges musikalisches Palimpsest, dem nicht nur alte Traditionen, sondern auch die Mitwirkung zahlreicher Personen zugrunde liegt. Naber reiste in der Vergangenheit mehrfach nach Indonesien, um auf verschiedenen Inseln die lokalen Ausprägungen der Gamelan-Musik zu erforschen und aufzunehmen. Weiterlesen

HAIOKA: Aru

In den Ausführungen des Labels heißt es, Shintaro Haioka, Tokioter Producer und Soundtrack-Komponist mit einer Schwäche für sauberpolierte Klangwelten und singende künstliche Intelligenzen, sei auf seinem neuen Longplayer “Aru” auf der Suche nach einem Ausdruck von Optimismus als Überwindung von Dunkelheit und Einsamkeit. Obwohl die Platte schwermütiger beginnt als sie endet, würde ich ihr aber einen durchgehend positiven Grundtenor bescheinigen. Weiterlesen

HASSAN WARGUI: Tiddukla

Wahrscheinlich sind in unseren Breiten nur wenigen mit der Sprache namens Taschelhit vertraut, die im bergigen Süden Marokkos verbreitet ist. Sie ist eine überlieferte Sprache verschiedener Ethnien, die unter dem Begriff Amazigh gefasst werden, obwohl die heute weitgehen abgelehnte Fremdbezeichnung Berber, die vermutlich vom griechischen bárbaros abstammt, immer noch bekannter ist. In den Weiterlesen

XERXES THE DARK: Soundtrack to the Blind Owl

Morego Dimmer, der sich wohl in Anlehnung an einen achämenidischen Großkönig Xerxes the Dark nennt, ist ein vielseitiger Repräsentant dunkler Ambientkünste, die je nach Projekt und Tagesform eine atmosphärisch gleitende, eine infernalisch lärmende oder auch eine urig dröhnende Gestalt annehmen können. Inspiration bietet ihm neben den desolaten Seiten und Kehrseiten seiner Heimatstadt Teheran die Innenschau, auch die, die er in fiktionalen Erzählungen findet. Weiterlesen

THE BLACK SWAN TRIAD: Symbiosis

Unter dem Titel “Symbiosis” zelebrieren die vor einigen Monaten gegründeten The Black Swan Triad eine furiose Feier der Elemente und der Sinnlichkeit. Zu den Eckdaten: The Black Swan Triad sind ein Quartett bestehend aus Grey Malkin, Peter “Ashtoreth” Verwimp und den Norwegern Menalaeh und Vinlandsraud, die in der Diskografie der beiden anderen bereits auftauchten und schon etwas länger ihre eigenen, hierzulande noch als Weiterlesen

MARGENROT: Obkhod

Elektronische Musik, die clubtaugliche Eleganz mit einer urwüchsigen Archaik verbindet, welche sich nicht nur rein abstrakt in jedem hypnotischen Rhythmus finden ließe, gibt es viel zu selten – nicht weil kein Publikum dafür existierte, sondern weil viele Musiker zu sehr den Beschränkungen einzelner Subkulturen verhaftet sind. Taucht man etwas tiefer in die Materie, findet man natürlich immer wieder zum Teil obskure Ausnahmen, und neben Weiterlesen