TIMOTHY RENNER: Belsnickel

Zur Weihnachtszeit gab es schon des Öfteren spezielle Veröffentlichungen von Timothy Renner und vor Jahren hatte er das dronebasierte Album „SnowAngelsUndeathSong“ aufgenommen, welches er jetzt für „Belsnickel“, ein selbst so betiteltes „wintertime album“, überarbeitet und erweitert hat. Der Titel des Albums verweist auf den aus Süddeutschland („Pelzmärtel“) stammenden und von den Pennsylvania Dutch verwendeten Namen des vorweihnachtlichen Gabenbringers, der es bis in die amerikanische Version von The Office geschafft hat, Weiterlesen

V.A.: Girih. Iranian Sound Artists Volumes I – IV

Auf ganzen vier Tapes mit insgesamt zweiundvierzig Tracks präsentiert das Label Zabte Sote einen extensiven Einblick in die in unseren Breiten nur wenig bekannte, aber in den letzten Jahren zu beachtlicher Größe angewachsene experimentelle Musikszene Irans und ihrer Ableger im Rest der Welt, wo viele Iraner seit der Revolution Ende der 70er im Exil leben. Was jeden, der irgendein Faible für Noise, Soundart und experimentierfreudige Elektronik hat, beeindrucken muss, ist die große Bandbreite an kreativen Ansätzen, die diese lokale Community zu bieten hat. Weiterlesen

V.A.: Visions of Darkness (2CD-Edition)

Compilations, die eine Reihe verwandter Genres aus einem bestimmten, auf dem Musikglobus noch eher unerforschten Land abdecken, bilden unter neuen Tonträgern längst ein Segment für sich, und auch wenn solche Zusammenstellungen der Musik oft etwas von der verdiente Aufmerksamkeit bringen, besteht andererseits immer die Gefahr, dass sich nur die überschaubare Gruppe derer angesprochen fühlt, die aus Interesse am Fremden gerne mal über den eigenen Tellerrand schauen wollen. Weiterlesen

WALKER PHILLIPS: My Love Sunday

Plötzlich taucht scheinbar aus dem Nichts ein grandioses Album auf, das völlig aus der Zeit gefallen zu sein scheint: Walker Phillips schaut auf dem Cover als melancholischer Hippie so aus, als sei mit einer Zeitmaschine aus dem Haight- Ashbury der 60er gekommen – vielleicht hat er aber auch gerade bei Lord Summerisle vorbeigeschaut. Diese ganze Ambivalenz spiegelt sich auf „My Love Sunday“ wider, einem wunderschönen (Folk-)Album, auf dem sich Gegensätze sowohl innerhalb einzelner Stücke als auch zwischen den Songs zeigen (und vielleicht auflösen). Weiterlesen

DANIELA ORVIN: Home

Für die deutsch-israelische Künstlerin Daniela Orvin waren Ortswechsel lange ein normaler Teil ihres Lebens. Geboren in Berlin führten Familienumzüge und später Studienaufenthalte sie an verschiedene Orte in Israel, England und Deutschland, heute lebt sie dann auch wieder in Berlin. Seit vielen Jahren beackert sie mit Malerei, Klavierspiel und elektronischer Musik zudem mehr als nur ein kreatives Feld,  was vielleicht ebenso zu einem Gefühl beiträgt, eher zwischen den Orten zu leben. Weiterlesen

J.H. GURAJ: Steadfast on our Sand (Music for a Documentary Film by ZimmerFrei)

Im niederländischen Wattenmeer, zwischen Ameland und Vlieland, liegt die längliche Insel Terschelling, die für ihre ausgedehnten Strände ebenso bekannt ist wie für ihren Artenreichtum und die auf eine lange Tradition zurückblickende Landwirtschaft. In der Nordsee-Region gilt sie als eine der Hochburgen des Organic Farming, und doch hat sich das Leben dort noch einiges von seiner Urtümlichkeit und seinen alten Bräuchen erhalten. Vor drei Jahren hat das Dokumentarfilmer-Kollektiv ZimmerFrei ein intimes und weitgehend wortloses Porträt des Ortes und seiner Weiterlesen

CÉLI LEE / MU: A Journal of Transform

Céli Lees Musik dröhnt so einlullend und subtil wie sanftes Abtauchen in eine Welt der Träume. Entspanntes Saitenpicking in sehnsüchtig entrückter Tonfolge erinnern an ambienten, wortlosen Dreampop – auch dann, wenn Feedback und Delay jedes Motiv früher oder später im Abstrakten auflösen, und in den ruhigsten Momenten musste ich sogar an Michael Cashmores „Sleep England“ denken. Das stimmungsvolle Rauschen von sanft angeschlagenen Becken gibt dem Downtemposound einen Hauch von Dark Jazz. Weiterlesen

WILLIAM BASINSKI / LAWRENCE ENGLISH: Selva Oscura

Mit vielen seiner Veröffentlichungen hat William Basinski die Grenzen von alten Arbeiten und neuen Kompositionen verwischt. Sein extensives Archiv mit Tapeloops aus den frühen 80ern dient ihm immer wieder als Klangmaterial für seine Kompositionen (zuletzt noch auf seiner Hommage an David Bowie).  Keine seine Arbeiten hat mehr Resonanz erfahren als die vier Teile von „The Disintegration Loops“, die es inzwschen sogar bis ins New Yorker 9/11-Memorial geschafft haben. Weiterlesen

THE VEGETABLE ORCHESTRA: Green Album

Auf dem neuen Albumcover des in Wien lebenden Vegetable Orchestra prangt passend zur Jahreszeit ein dicker Kürbis, allerdings ist auf dem “Green Album” kein zu spät gekommener Helloweenspuk zu hören, sondern ein buntes Potpourri an launig angejazzten Ethnoklängen, die einen rund um den Erdball jagen, von den Anden über die Südsee bis in den Nahen Osten und den grünen Gürtel des “dunklen Kontinents” – nicht ohne kleine Abstecher in die urbanen Zentren der westlichen Welt. Weiterlesen