ANDREW GILBERT: Colonial Exhibition. Culloden 1746 (Katalog)

Am 16. April 1746 ereignete sich auf dem schottischen Culloden Moor die letzte und zugleich wohl brutalste Schlacht auf dem Boden des neuzeitlichen Großbritannien. Als Kampfparteien standen sich um Unabhängigkeit, aber auch um überregionale Macht kämpfende schottische Rebellen unter dem Kommando des im Exil geborenen Bonnie Prince Charlie und eine bis auf die Zähne bewaffnete englische Regierungsarmee unter der Führung des berüchtigten “Schlächters” Cumberland gegenüber. Aus dem Blickwinkel der Fürsten und Feldherren war dieser Krieg (den man nach dem Schotten King James  “Jacobite Rebellion” nannte) ein Kampf der Dynastien, allgemeiner natürlich auch ein Kräftemessen konkurrierender Konfessionen, denn es standen sich Katholiken und Anglikaner gegenüber. Ebenso sehr jedoch handelte es sich dabei um eine Auseinandersetzung zweier benachbarter Völker, von denen eines soeben Weiterlesen

MUSHY: Breathless

Ob die enorme Retromaschine, die weite Teile der Musikwelt in den letzten zwei Jahrzehnten in Gang gehalten hat, alsbald den Geist aufgeben wird, ist schwer vorherzusagen. Freilich, der Vorrat an Wiederverwertbarem und Neukombinierbarem wird mit der Zeit kleiner werden, und der „novelty“ effect, den Folkhippies im Web 2.0, Cold Wave ohne Kalten Krieg und die Durchmischung von Hiphop-Beats mit dem Trockeneis der Gruftiedisco einst auslösten, ist weitgehend in eine „business as usual“-Routine übergegangen. Das klingt ernüchternd, vor allem wenn man im Pop nach wie vor das Spektakel sucht Weiterlesen

ALASDAIR ROBERTS AND FRIENDS: A Wonder Working Stone

Gemessen an seinem Folk-Image ist der in Deutschland geborene Schotte Alasdair Roberts ein echter Kosmopolit. Dass seine stilistischen Wurzeln primär dem anglophonen Raum entstammen, tut der Sache keinen Abbruch, denn seine Zusammenführung traditioneller Spielweisen beiderseits des Atlantik unterscheiden sich recht stark von den sonst üblichen Synthesen. Bei den meisten Kollegen wirkt eine der beiden Einflusssphären sekundär, oder man bereichert die typischen Elemente der einen Tradition mit den untypischen der jeweils anderen. Roberts dagegen Weiterlesen

AKUBI OBJECT: Akubi Object

War Malaise Music anfangs noch das Label, das sich der Mammutaufgabe gestellt hatte, Rozz Williams’ experimentelle Arbeiten mit seinem Projekt Premature Ejaculation zu veröffentlichen, so wird mit Akubi Object eine Band gewürdigt, die im weiteren Umfeld von Williams tätig war und in der kurzen Zeit ihres Bestehens – die 1996 gegründete Band wurde 1998 nach dem Tod des Bassisten Israel Medina aufgelöst – lediglich eine EP herausbrachte. Neben den fünf Tracks finden sich auf der CD ein unveröffentlichtes Stück sowie der Beitrag der Band zur „Merry Maladies“-Compilation (auf der auch Williams und andere verwandte Acts extensiv vertreten waren). Weiterlesen

VINCENT VON FLIEGER: Day 1

Die Musik Vincent von Fliegers ist so eigenwillig wie sein einprägsamer Künstlername. Man sollte ihn allerdings nicht mit Bombast und großen Worten ankündigen, nicht nur, weil er das nicht nötig hätte, sondern weil die Songs, die der junge Nürnberger jüngst auf sein Debüt gepackt hat, weit entfernt sind von großen Gesten aller Art. Dennoch oder vielleicht gerade deshalb ist Markanz und Eindringlichkeit durchaus vorhanden. Weiterlesen