TEMPLE MUSIC: The Unquiet Mind

Evia – oder wie man auf deutsch sagt: Euböa – ist die zweitgrößte Insel der griechischen Ägäis unweit der Provinz Attika und dem mittelgriechischen Festland. Es ist somit Teil einer unruhigen Region, in der sich seit Jahrtausenden die Wege vieler Kulturen und Machtfaktoren kreuzten. Evia ist auch die Wahlheimat des englischen Folk- und Psych Rock-Musikers Alan Trench, der seit Jahren mit Gruppen wie den Black Lesbian Fishermen, Howling Larsens und noch einigen anderen (siehe Tags) seine bis dato produktivste Phase ausfüllt. Weiterlesen

SUICIDE: s/t

Wenige Alben konnten im letzten Drittel der 70er den Rock’n'Roll so überzeugend zu Grabe tragen und zugleich als untoten Zombie seiner selbst wiederbeleben wie “Suicide” von Suicide. Die Hauptzutaten des 77 erschienenen und seinerzeit wenig beachteten Debüts der beiden New Yorker Alan Vega und Martin Rev(erby) sind schnell aufgezählt: Ein monotoner, rhythmischer Synthiesound, der mit oder ohne Taktschläge in nervöser Hypnotik durch ein staubiges Endzeitszenario rattert. Ein ekstatischer Gesang hart an der Grenze zum atemlosen Weiterlesen

MUERAN HUMANOS: Hospital Lullabies

Die in Berlin lebenden Argentinier von Mueran Humanos arbeiten von Beginn an mit starken dualistischen Gegensätzen. Schon die Frage, ob ihr bassknarzender, aber manchmal auch technoider Post Punk eher Rock oder Pop ist, muss unbeantwortet bleiben, denn schon in der Hinsicht schlägt das Pendel von Song zu Song anders aus. Auch die weibliche und männliche Seite des Duos offenbart sich nicht nur im wechselnden Gesang von Carmen und Tomás, sondern auch in den oft surreal anmutenden spanischen Texten und vielleicht auch auf Weiterlesen

DA-SEIN: Mirror Touch

Zwei Jahre nach dem Langzeitdebüt erscheint das zweite Album des in Madrid ansässigen Duos Da-Sein. Auf “Death Is The Most Certain Possibility”  und der “Tautology”-7” von 2015 orientierte man sich an einem reduzierten analogen Klang und einer Ästhetik des Schmerzes und Da-Sein ließen sich ganz klar im Galakthorrö-Kosmos situieren. Bzgl. von Weiterlesen

ORIENTAL WINDS OF THE BAROQUE: s/t

Unter dem Namen Oriental Winds of the Baroque firmiert ein Quintett, dessen musikalische Herkunft eine ganze Welt umspannt. Da wäre Bandleader Rolf-Erik Nystrøm, ein Komponist und Saxophonspieler, der in der Avantgarde und freien Improvisation ebenso zuhause ist wie in vielen traditionellen Musikarten aus mehreren Kontinenten. Daneben Elisabeth Holmertz, eine in Skandinavien seit den 90ern renommierte Sopranistin, bewandert in Alter und Neuer Musik. Ferner Kouame Sereba, ein Sänger und Multiinstrumentalist, der im Alter von zehn Jahren seine Weiterlesen

DAVID JACKMAN: Herbstsonne

Bevor David Jackman als Organum in der ersten Hälfte der 80er begann, hatte er eine Reihe von Aufnahmen unter seinem eigenen Namen gemacht, aber auch danach veröffentlichte er immer wieder als David Jackman. Während er als Organum aus zahlreichen Schichten zu bestehende, beeindruckende schabende Drones kreierte, die teilweise sehr krachig, später aber (auch) kontemplativ(er) sein konnten, arbeitete er bei Weiterlesen

MONSTA: III

Boaz Bentur vom israelischen Psych Rock-Quartett Tiny Fingers brachte mit seinem Solo-Abenteuer Monsta vor gut einem Jahr die EP “Nepture” heraus, die mit verzerrten Electrosounds und markanter Rhytmen überraschte. Sein erstes Album mit diesem Projekt, das aus mir nicht bekannten Gründen den Titel “III” trägt, stellt eine erneute Kehrtwende dar, denn das Werk enthält zwei zirka halbstündige Soundscapes von geradezu meditativer Entschleunigtheit. Weiterlesen

JULIO CHOCOLATE ALGENDONES: Peru’s Master Percussionist

Ein Geheimnis wird mit dieser Reissue nicht nur deshalb gelüftet, weil die auf der Sammlung enthaltenen Stücke bereits seit den 90ern nur noch antiquarisch erhältlich waren. Ein gut gehütetes Geheimnis ist für viele sicher schon die Tatsache, dass es überhaupt eine afroperuanische Musiktradition gibt. Einwohner mit afrikanischen Wurzeln machen unter fünf Prozent der peruanischen Bevölkerung aus, viele davon sind erst in den letzten beiden Jahrhunderten aus der Karibik in das südamerikanische Land eingewandert. Weiterlesen

PSICOPOMPO: Seven Sermons In Stone

Nekromantik-Komponist Hermann Kopp hat in den letzten Jahren eine Reihe von Tonträgern auf Galakthorrö veröffentlicht. Darüberhinaus nimmt er zusammen mit dem den wenig subtilen Nachnamen Abattoir tragenden italienischen Musiker, der sich selber auf einer Reihe von Projekten dunkler, dissonanter Musik widmet, als Psicopompo auf. Das vor einigen Jahren veröffentlichte Debüt  beschäftigte sich mit C.G. Jung und auch der gerade erschienene Nachfolger scheint mit dem Titel auf den Schweizer anzuspielen. Weiterlesen

ABSTRACT NYMPHO: Static EP

Spaciger englischer Hardrock, französische Schmonzetten, abgeklärte deutschsprachige Lyrik über die Vergänglichkeit all unserer Spuren: Wenn diese Dinge etwas vereint, dann dass sie nicht als erstes an rauen, dröhnenden Noiserock denken lassen. Diesen wiederum assoziiert man auch nicht gleich mit beschwörendem weiblichen Gesang aus dem Fundus dessen, was man einmal versuchsweise Dreampop nannte. Hin und wieder gibt es aber zu einem Kreis die perfekt passende Quadratur, und die Weiterlesen

JUARTA PUTRA / PUTRA JAYA MELATI: The Sacred Entertainment

Für westliche Ohren mag die Vorstellung eines heiligen Entertainments zunächst widersprüchlich klingen, dafür verweist die im Untertitel enthaltene Beschreibung “Ceremonial Horse Trance Music from Priangan” schon etwas deutlicher auf den kulturellen Rahmen der hier auf LP zugänglich gemachten Musik. Pferdetrancemusik ist quasi der Score zu theatralischen Aufführungen, die in West-Java, in der Region um die Großstadt Bandung, im Rahmen von Hochzeiten, Beschneidungen und anderen Feiern des Lebenszyklus stattfinden und schon mal einen halben Tag dauern können. Weiterlesen

NODDING GOD: Plays Wooden Child

Die meisten der in den letzten Jahren entstandenen Projekte David Tibets außerhalb von Current 93 – die Zusammenarbeit mit ZU als ZU93 auf dem kammermusikalischen „Mirror Emperor“, das opulenter instrumentierte mit Youth aufgenommene „Create Christ, The Sailor Boy“-Album  (beide Alben erschienen ebenfalls auf House of Mythology) oder die Hommage an John Balance zusammen mit James Blackshaw – waren musikalisch sicher nicht so weit von Current 93-Arbeiten entfernt. Weiterlesen

TORBA: Musica Convenzionale

Es wäre sicher vorschnell, den Titel von Torbas knapp vierzigminütiger Soundkollage “Musica Convenzionale” als reine Ironie zu verstehen, und wer ein Ohr hat für die feinsinnige Verknüpfung der verwendeten Materialien, mit der Mauro Diciocia einmal mehr frühere Standards weiterführt, wird bei dieser Vorstellung ohnehin schnell ins Stolpern geraten. Die Musik auf der ersten CD-Veröffentlichung des Projektes steht in einem vielfältigen und Weiterlesen

V.A.: This is Frafra Power

Wer unsere bisherige Berichterstattung über die unabhängige Musikszene Ghanas verfolgt hat, wird sicher vermuten, dass die hier vorgestellte Compilation an den Sampler “This is Kologo Power!” anknüpft, auf dem zehn Acts des in dem westafrikanischen Land populären und auch international immer mehr beachteten Kologo-Genres ihre Songs – alle mit dem ebenfalls Kologo genannten Saiteninstrument als Hauptfaktor – vorstellten. Frafra ist Weiterlesen