MARC ALMOND / SOFT CELL: Hits and Pieces

Im Rahmen einer Compilation ein umfassendes Bild von jemandem wie Marc Almond zu zeichnen, ist bei der Größe und Vielfalt seines Outputs kaum möglich. Will man zumindest einen Überblick über seine Karriere geben, so kann, je nachdem wer sich dessen annimmt, etwas ganz unterschiedliches dabei herauskommen. Da wäre Marc Almond als schwarzromantischer Exzentriker mit einem Faible fürs Okkulte, für’s Queere und Abseitige, ein melancholischer Weiterlesen

M.I.A.: AIM

M.I.A. ist und bleibt ein zweischneidiges Schwert: Da wäre die revoluzzerhafte Kapitalismuskritik, die sie in ihrem Agit Pop auf weniger subversive als vielmehr durchweg konfrontativ-kritische Art äußert, dass sie schon über die einfachsten Gegebenheiten ihrer Selbstpräsentation stolpern müsste – bei welchem Label sie veröffentlicht, mit welchen Modefirmen sie zusammenarbeitet, der ganze nach Konsum und Markenglamour riechende Exotismus ihres Auftretens u.s.w. Auf der anderen Seite ihre gerade dort garantierte Weiterlesen

Trails of Eyeliner: Monumentale 10-CD-Box von Marc Almond

Von den Musikern, die im Zuge des New Wave zu Stars wurden, zählt Marc Almond sicher zu denen, die ihren Weg am konsequentesten verfolgt haben, und im Zuge der vielen stilistischen Wandlungen konnte er seine persönliche Handschrift immer mehr verfeinern. Den frischen und leicht melancholisch gefärbten Synthie Pop aus Soft Cell-Tagen hat er nie ganz aufgegeben, auch wenn der von Chanson, Soul, Kabarett und folkigen Klängen geprägte Torch Song, der sich bereits bei seiner zweiten Band Marc & The Mambas abzeichnete, mit der Zeit immer wichtiger werden sollte. Seit jeher ist Almond an musikalischen Dialogen interessiert. Dies äußert sich zum einen in seiner Leidenschaft für Neuinterpratationen von Song, die von bekannten Klassikern von Brel oder Sinatra bis hin zu obskuren Geheimtipps reichen. Zum anderen ist Almond ein ebenso leidenschaftlicher Kollaborateur, in zahlreichen Gastbeiträgen und Duetten kreuzte sich sein Weg auch mit Musikern, die für Leser unserer Seite interessant sind: Psychic TV, Coil, Antony Hegarty, Current 93, Little Annie, Othon, Michael Cashmore, Baby Dee oder das Throbbing Gristle-Nachfolgeprojekt X-TG. Auf der zehn CDs umfassenden Box “Trails of Eyeliner: Anthology 1979-2016″, die Ende Oktober bei Universal erscheinen wird, sind neben vielen Singles, Album-Tracks, ausgewählten Raritäten und insgesamt achtzehn bisher unveröffentlichten Songs auch einige dieser Seitenpfade des Sängers vertreten. Weiterlesen

ANGEL HAZE: Dirty Gold

Über Angel Haze’ Debütalbum wurde im Vorfeld bereits so viel Wirbel gemacht, dass es zum Jahresbeginn gerade noch rechtzeitig erschienen ist, bevor die launische Fortuna, die in populärer Musik immer eine gewisse Torschlusspanik rechtfertigt, die Wogen der Aufmerksamkeit schon vorzeitig geglättet hätte. In der Warteschleife unterhielt die Klatschpresse mit Szene-Rangeleien, darüber hinaus wurden die biografischen Sujets der Rapperin, die von traumatischen Kindheitserfahrungen im Paralleluniversum einer religiösen Subkultur handeln, auch außerhalb der Texte genüsslich breitgetreten. Nun bräuchte es bei all dem Rummel einen echten Hammer, eine besonders unerhörte Wendung, mit der Weiterlesen

M.I.A.: Matangi

M.I.A. zählt zu den ewig polarisierenden Grenzgängerinnen, und so wie es aussieht, wird sich dieses Image über die Jahre eher noch mehr verfestigen. Die einen feiern sie, vielleicht etwas naiv, als Heldin einer forschen Imperialismuskritik. Andere unterstellen ihr Doppelmoral und einen verkürzten Blick auf ihre Lieblingsthemen, ganz zu schweigen von ihrem Drang zur Selbstinszenierung. Eine dritte Gruppe sieht das alles nicht so eng, findet, dass eine Rapperin keine zweite Naomi Klein sein muss, würdigt die rotzige Riot Grrrl-Sexyness und sogar den eigentlich belanglosen Mittelfinger beim letztjährigen Superbowl, schon alleine, weil er der Hauptfigur Madonna die Show gestohlen hatte. Und Weiterlesen

LANA DEL REY: Born To Die

Ich wäre in den letzten Wochen echt gerne einmal jemandem begegnet, der Lana del Rey auf eine etwas sarkastischere Art toll gefunden hätte, so nach dem Motto „ich finde Lana gut, weil das was sie macht eigentlich ziemlich normal und vorhersehbar ist, und dass ein derart offensichtliches Image-Konstrukt so reibungslos ankommt, ist auf gewisse Weise schon fast wieder bewundernswert. Wer da noch meint, den endgültigen Tod des guten ehrlichen Pop bejammern zu müssen, der ist einfach ein hoffnungslos konservativer Althippie“. Obwohl ich die konservative Althippiekiste sonst gerne bemühe, hätte ich der Person unumwunden zugestimmt, denn geteiltes Checkertum verbindet bekanntlich. Weiterlesen

CALEXICO: Selections from Road Atlas 1998-2011

Man könnte Calexico auf den ersten Blick einen gewissen Regionalismus nachsagen. Sie benannten sich nach einer Stadt im Südwesten der USA und spielen eine Musik, die in dieser Gegend verwurzelt ist. Natürlich ist eine solche Beschreibung nicht nur oberflächlich, sie setzt auch einen einseitigen Schwerpunkt. Wie der Name schon andeutet, liegt die Gegend um Calexico (sowie ihr mexikanischen Pendent Mexicali) an der Grenze zweier Kulturen, die sich als gravierend unterschiedlich definieren – einer Region, die von einer Dynamik von hoher politischer Brisanz durchzogen ist, die in den Texten der Band auch wiederholt zur Sprache kommt. Weiterlesen