GOLEM MECANIQUE: Nona, Decita et Morta

Unter der Namen Golem Mecanique hat die Französin Karen Jebane in den letzten zehn Jahren eine Reihe von teilweise konzeptionellen Arbeiten veröffentlicht, so z. B. Alben beeinflusst von Dantes Göttlicher Komödie („Chant IV“) oder Pasolini/Euripides („Medea“). Sie selbst spricht auf ihrer Bandcampseite als Bezeichnung für ihre Musik von „Drone Sacred music/ghost /speaking with faded gods /blind spots / Weiterlesen

MY DEAR KILLER: Collectable Items

Wer bei dem Namen My Dear Killer barock angehauchte Klaviermusik oder spannungsgeladenen Artrock mit klagenden Jazzbläsern erwartet, der hat wahrscheinlich Tonino Valeriis Giallo Mio Caro Assassino gesehen und erinnert sich noch gut an den Soundtrack von Ennio Morricone. Sicher hat die abgründige Geschichte, erzählt in ebenso aufwühlenden wie überstylten Bildern, den Sänger und Gitarristen Weiterlesen

JAC BERROCAL / DAVID FENECH / VINCENT EPPLAY: Ice Exposure

Von den drei hier versammelten Musikern muss man wohl vor allem Jac Berrocal niemanden mehr vorstellen. Lesern von Seiten wie unseren ist der aus Südfrankreich stammende Trompeter und Vocalist von seiner Zusammenarbeit mit (und Interpretation durch) Nurse With Wound her bekannt, eventuell auch durch spätere Aufnahmen mit Jaki Liebezeit oder Ghedalia Tazartes. In den beiden Klangkünstlern David Fenech und Vincent Epplay hat der heute 73jährige Berrocal ideale Partner gefunden für seine Weiterlesen

IAN WILLIAM CRAIG: Red Sun Through Smoke

Von all den Künstlern, die in ihren Arbeiten (sich auflösende) Tape(loop)s integrierten, unterschied sich der in Vancouver ansässige Craig immer dadurch, dass der Fokus bei ihm meistens auf den Song gelegt war. „Red Sun Through Smoke“, sein – je nach Zählweise – mitlerweile achtes Album, ist reduziert und um das Klavier zentriert. Weiterlesen

MHYSA: Nevaeh

EJane alias Mhysa ist Teil der Combo Scraaatch und hat auf ihrem zweiten Soloalbum “Nevaeh” eine Version des R’n'B geschaffen, die trotz einer lässigen Lofi-Produktion ein ausgesprochen schönes Sounddesign aufweist – dieses wirkt allerdings beinahe nebensächlich angesichts des wechselvollen Ideenreichtums der einzelnen Tracks, die von pathosgetränkten Clubstampfern über fein- und doppelsinnige Poesie bis zu experimentellen Soundtracks voll heftiger Noisepassagen reicht. Weiterlesen

TASHI WADA WITH YOSHI WADA AND FRIENDS: Nue

Im japanischen Volksglauben ist Nue ein Chimärenwesen, dessen Körper aus Elementen des Affen, des Tigers, der Marderhundes und der Schlange besteht. Es kann seine Gestalt verändern und gilt als Unglücksbote. Zugleich bedeutet das Wort auf französisch „nackt“, und der Soundartist Tashi Wada hatte beides im Sinne, das Verstörende und Widersinnige als auch den von allen überflüssigen Komplexitäten freien, nackten Ausdruck, als er den Titel für sein erstes Album mit seinem Vater Yoshi, einem Veteranen der Fluxus-Bewegung, aussuchte. Weiterlesen

DITTERICH VON EULER-DONNERSPERG / FELIX KUBIN: NNOI#1

In der NNOI Festival-Reihe werden Aufnahmen von Künstlerinnen und Künstlern veröffentlicht, die auf dem gleichnamigen Festival , “für 12,756 Tonmusik, obskure Lehren & Organ der Weltbauchrednerloge”, gespielt haben (u.a. werden noch Asmus Tietchens und Frieder Butzmann folgen). Den Auftakt macht eine Split-Veröffentlichung:  Ditterich von Euler-Donnersperg, Sachwalter des Werkbunds, selbst so titulierter „Knurrhahn“  hat mit den zwischen 1996 und 2014 erschienenen “Pelzwurstliedern”, sogenannten „Reimdichtungen im Geiste Klopstocks mit elektronischem Zuspielband“, originellste, Weiterlesen

FUNERAL SOUVENIR: La Noche del Anhídrido

Beim Anblick des melancholisch dreinblickenden Akkordeonspielers auf dem Cover erwartet man wohl etwas anderes als die dystopischen Lärmwellen, die “La Noche del Anhídrido” mit einem Donnerschlag eröffnen und das Fundament für sperrige, unregelmäßige Rhythmen bilden. Vielleicht wird der eine oder andere beim Albumtitel, der eine gewisse Bizarrheit zumindest andeutet, stutzig, aber was weiß man hierzulande schon über die vielfältige spanische Industrial-Tradition, aus der den meisten Weiterlesen

PIGGY BLACK CROSS: Always Just Out of R.E.A.C.H.

Wem der Name Piggy Black Cross nichts sagt, dem mag eine Hälfte des New Yorker Duos vielleicht trotzdem bekannt sein, denn Toby Driver spielt(e) seit Jahren in recht erfolgreichen Bands wie Kayo Dot, Secret Chiefs 3, Gregor Samsa oder Tartar Lamb, die alle in einem unübersichtlichen Grenzland zwischen Progrock, Metal, experimenteller Elektronik und gewissen Gothic-Elementen zuhause sind – und wahrscheinlich vor allem jene ansprechen, die in Weiterlesen

ZEA / OSCAR JAN HOOGLAND: Summing

Als Oscar Jan Hoogland um die Jahrtausendwende herum anfing, die Amsterdamer Improvszene mir Klavier und elektrifiziertem Klavichord aufzumischen, war Arnold de Boer, der sich solo und gelegentlich auch mit Anhang Zea nennt, dort schon längst eine bekannte Figur, hatte Trompete und Drums weitgehend an den Nagel gehängt, sang und spielte Gitarre in zahlreichen Konstellationen, wenn er nicht gerade Konzerte und Festivals organisierte. Weiterlesen

TAETER: Magnum Opus

Der Italiener Nicola Vinciguerra arbeitet sich mit seinen verschiedensten (Noise-)Projekten an den genreüblichen Themen (Sex in allen abseitigen Spielarten etc.) fast monomanisch ab und auch sein neues Tape mit dem etwas anmaßenden, hyperbolischen Titel ist bezeichnenderweise in „Side Death“ und „Side Sex“ unterteilt. Diese Apotheose des Abjekts hat passagenweise vielleicht einen etwas infantilen Charakter, aber in einer Zeit, in der teilweise versucht wird, mit einem puritanischen Furor Kunst in all ihren Ausdrucksweisen zu etwas Aseptischem, Sterilem zu machen, ist das vielleicht durchaus verzeihbar. Weiterlesen

TRAPPIST AFTERLAND: Sacred Geometry 7″

In den letzten Jahren hat der Australier Adam Cole den Stil von Trappist Afterland immer mehr in eine eingängige, aber durchaus auch opulente Psych Folk-Richtung getrieben, bei der eine Vielzahl von Instrumenten aus verschiedenen Folktraditionen meist Europas und Asiens auf einen Gesang treffen, der hypnotisch, aber auch sanft und einschmeichelnd ist. Noch für dieses Frühjahr steht mit “Seaside Ghost Tales” ein neuer Longplayer ins Haus, der an die vorigen Alben Weiterlesen