The Burden of Hope: Wiederveröffentlichung des Grails-Klassikers

Wie Emil Amos kürzlich bekannt gab, bringen Neurot Recordings zum zwanzigjährigen Jubiläum am 7. Oktober das Grails-Debüt “The Burden of Hope” neu heraus. Dieses erste von mittlerweile acht Album der damals aus Amos (Drums, Steel Guitar), Alex Hall (Gitarre), Zak Riles (Bass), William Slater (Piano, Bass, E-Piano, Gitarre), Joshua Gilbert (Saxophon) und Timothy Horner (Violine) bestehenden Band Weiterlesen

AK’CHAMEL: Transmissions from Boshqa

Es gibt immer wieder Spezialisten, die jede leidenschaftliche Hinwendung zu ungewohnten Kulturpraktiken aus geografisch fernen Ecken generell als Exotismus betrachten. Das ist natürlich ebenso klug wie zu behaupten, Industrial sei generell dystopisch und Folk generell konservativ. In Wirklichkeit ist Exotismus erst dann gegeben, wenn das Interesse auf naiven Projektionen, auf der fantasiegesteuerten Aneignung des Fremden mit den Augen des Völkerschaubesuchers beruht. In diesem Fall geht es auch nur Weiterlesen

THE DWARFS OF EAST AGOUZA: Bes

Eine Band, die aus Sam Shalabi, Alan Bishop und Maurice Louca besteht, nennt sich natürlich nur höchst ironisch Dwarfs, denn musikalisch sind die drei, die sich vor einigen Jahren eine Wohnung im Kairoer Bezirk Agouza teilten, alles andere als Zwerge. Eigentlich gab es in der Zeit gerade genug zu tun. Bishop hatte mit den Invisible Hands gerade einen würdigen Nachfolger für die Sun City Girls ins Leben gerufen, Shalabi arbeitete emsig mit dem Land of Kush-Kollektiv und Louca, der wahrscheinlich schon Ideen zu seiner künftigen Band Alif ausbrütete, hatte gerade sein Solodebüt in den Regalen stehen. Weiterlesen

RANGDA: The Heretic’s Bargain

Rangda sind eine sogenannte Supergroup, d.h. sie bestehen aus altgedienten Musikern, die z.T. in bekannten Bands spielen, bzw. zahlreiche Soloarbeiten und Kollaborationen zu verzeichnen haben. Da wären an den beiden Gitarren Sir Richard Bishop, der seit dem Ende der Sun City Girls primär solo unterwegs ist und zuletzt ein fantastisches Akustikalbum im Stil arabischer und nordafrikanischer Musik herausbrachte, und Ben Chasny, dessen Hauptprojekt Six Organs of Admittance Weiterlesen

SUN CITY GIRLS: Torch Of The Mystics

Eine der Schattenseiten des DIY besteht in der Tatsache, dass viele der zwangsläufig limitierten Veröffentlichungen von relativ unbekannten aber hochrenommierten Bands früher oder später für drei- bis vierstellige Summen gehandelt werden. Ist dies schlicht Teil eines wilden Anarchismus oder doch der unweigerliche Sieg des kapitalistischen Marktes? Ultralibertäre würden sicher beides bejahen und darauf pochen, dass das ohnehin das gleiche sei. Wie dem auch sei, der natürliche Feind des Leichenflädderers ist die Wiederbelebung von Toten, und dank der vorliegenden Weiterlesen

SIR RICHARD BISHOP: Tangier Sessions

Der Mythos um „Tangier Sessions“ ist schon seit ein paar Monaten im Umlauf – eine in einem Schweitzer Trödelladen zufällig aufgeschnappte Gitarre aus besseren Zeiten und von besonderem Fabrikat, Sir Richard Bishops wiedererwachte Lust, darauf die vielen Motive aus arabischen, maghrebinischen, griechischen und anderen Traditionen aufleben zu lassen, die der Gitarrist seit seinen Tagen bei den Sun City Girls kennen gelernt hatte und nicht zuletzt ein kleines Apartment mit Dachterrasse im marrokkanischen Tanger, wohin er sich für eine Zeit zurückzog und die vielen Echos zu einem eigenständigen Werk heranreifen ließ. Weiterlesen

THE INVISIBLE HANDS: Teslam

Mit den Sun City Girls brachte Alan Bishop Punkattitüde mit Improvisationsgeist und der Lust an echter und gefaketer Archaik aus vielen Teilen der Welt unter einen Hut, wobei neben amerikanischen und arabischen Einflüssen (die Gebrüder Bishop sind Amerikaner mit libanesischen Roots) vor allem afrikanische und ostasiatische Traditionen von Interesse waren. Bei der Vielzahl der auch nach dem Tod des Drummers und dem Ende der Band immer noch regelmäßig erscheinenden Releases wurde nicht nur mit dem Vorurteil gebrochen, dass Quantität Weiterlesen

MAURICE LOUCA: Benhayyi Al-Baghbaghan (Salute The Parrot)

In seiner Geburtsstadt Kairo ist Maurice Louca eine der umtriebigsten Figuren der lokalen Musikszene, die so vielfältig in Erscheinung tritt, dass man kaum noch von Underground reden kann. Mit einheimischen Musikern gründete er Bands wie Alif, Bikya und die Dwarves of East Agouza, dazu kommen zahlreiche internationale Kollborationen und Arbeiten für Film und Theater. Unter dem Titel “Benhayyi Al-Baghbaghan (Salute The Parrot)” erscheint gerade sein zweites “Solo”-Werk, das natürlich alles andere als solo eingespielt wurde. Vielmehr versuchte er in einer zweijährigen Arbeitsphase, seine wichtigsten Weiterlesen

SUN CITY GIRLS: Eye Mohini (Sun City Girls Singles Volume 3)

Für einige ihrer Song- und Albumtitel hätten die Sun City Girls ein paar kleine Literaturpreise verdient, so z.B. für das schlichte Statement „You’re Never Alone With A Cigarette“ (denn Schnorrer sind sofort zur Stelle), das vor fünf Jahren den Auftakt einer Compilation-Reihe betitelte, in der die Singles der Band dokumentiert werden. Zusammenstellungen von Live-Tracks, Outtakes und besonderen Wegmarken waren bereits während der aktiven Bandkarriere ein wichtiges Standbein des Trios und bildeten Weiterlesen

THE INVISIBLE HANDS: s/t

Dass Alan Bishop, mehr noch als sein Bruder Sir Richard, hierzulande nur Leuten mit speziellen Interessen ein Begriff ist – man weiß nie so recht, ob man das bedauern oder doch eher trotzig befürworten soll. An seiner bekanntesten Band, den nach dem Tod des Drummers aufgelösten Sun City Girls, bissen sich bereits federführende Diskursblätter die Zähne aus und blamierten sich in Konzertberichten ähnlich wie seinerzeit die Ruhrpott-Postillen bei den Essener Songtagen. Und wenn immer jemand den improvisierten Stilmix lobt, mit dem die frühen Animal Collective bei all der animistischen Folknähe weder Weiterlesen