SIX ORGANS OF ADMITTANCE: Burning the Threshold

In den Jahren kurz nach der Jahrtausendwende, als viele junge Musiker die Klampfe und traditionelle Songstrukturen für sich entdeckt hatten, stecke man auch Ben Chasny und sein Projekt Six Organs of Admittance vorschnell in die Folkecke. Auf eine manchmal provisorisch klingende Art ist Chasny ein Meister an der akustischen Gitarre, und die mystische Ausrichtung seiner Alben passte ebenso in den neohippiesken Geist dieser Zeit, doch abgesehen davon, dass Chasnys Musik nicht viel echt Folkloristisches enthält, lässt sie sich auch kaum auf stromlose Sanfheit reduzieren. Vieles von seinen obskureren Weiterlesen

BABILS: Ji Ameeto

Ende der 90er gründeten Gabriel Séverin, bekannt von Silk Saw, und der inzwischen verstorbene Michel Duyck die Gruppe Babils. Einmal im Monat traf man sich im Brüsseler Central Laboratory und improvisierte mit allen zur Verfügung stehenden Geräten, und was dabei herauskam, war stets ein kruder Mix aus Postpunk, Psychedelia und experimenteller, meist eher rhythmischer Elektronik. Jeder Session wurde aufgenommen und archiviert, und fast zehn Jahre nach den ersten Zusammenkünften erblickte ein Longplayer das Licht der Welt. Es sollte nicht der einzige bleiben, und mit Weiterlesen

AIN SOPH / SIGILLUM S: s/t

In der Geschichte okkulter Musik waren die späten Achtziger eine wichtige Umbruchszeit. Zwar gab es okkult-rituelle Musik in der Tradition der Industrial Culture schon das ganze Jahrzehnt über, doch waren es die Jahre kurz vor den Neunzigern, als all dies mehr und mehr die Form von Genres annahm, ganz in der Nachbarschaft siedelte sich schon bald der personell und thematisch zum Teil verwandte Apocalyptic Folk an. Zeitgleich nahmen breitere Kategorien wie Post Industrial oder die Schwarze Szene ihre heutigen Konturen an und stellten als oft nur halbherzig akzeptierte Rahmen mit ihren Weiterlesen

WOLF EYES: Undertow

Auf ihren letzten regulären Longplayern haben Wolf Eyes eine Politik der (musikalischen) Zurückhaltung verfolgt. Die Jahre über hat die Band auch immer wieder „research and development“- CD-Rs, Tapes, Lathecuts etc. veröffentlicht, wobei die Zahl in den letzten Jahren abgenommen hat, “Undertow” knüpft aber an die letzten regulären Alben an: Auf allen fünf Stücken wird ohne allzu große Brachialität eine unangenehme, dystopische Atmosphäre erzeugt. Weiterlesen

GOLDEN DISKÓ SHIP: Imaginary Boys

Der Stil, den sich Theresa Stroetges mit ihrem Projekt Golden Diskó Ship erspielt hat, ist v.a. eines: ungreifbar. Man kann zahlreiche Komponenten ihrer Musik aufzählen: den Mix aus gesampleten Natursounds, Elektronik und akustischen Beigaben klassischer oder folkiger Art; die Gradwanderung zwischen Pop und Experiment; das Sammelsurium von Rhythmen aus der Rumpelkiste popkultureller Tradition; das Gleichgewicht aus Feinsinnigkeit und Simplizität; ein Gesang zwischen Weiterlesen

MACIEK SZYMCZUK: Light Of The Dreams

Eine Musik, die Träumen nachempfunden ist, stellen sich viele dem Klischee nach als ruhig und ereignisarm vor, und viele Versuche in diese Richtung klingen auch tatsächlich so. Das ist merkwürdig, denn viele Menschen würden einräumen, dass ihre Träume mitunter ereignisreicher als das Erleben im Wachzustand sind und durchaus auch nicht immer entspannt. Die gewollte Traummusik ist oft eher Schlafmusik, vergleichbar den nachtfüllenden Schlafkonzerten Stephen Stapletons. Weiterlesen

KING AYISOBA: 1000 Can Die

Ghana gilt in der Wahrnehmung vieler Europäer als eine Art westafrikanischen Vorzeigeland, als “ein Land, dem es gut geht in einer Region, der es schlecht geht”. Der Lebensstandard ist verglichen mit den meisten Nachbarstaaten gut, The Economist bezeichnete das Land, das einmal Goldküste genannt wurde und als erster Staat südlich der Sahara unabhängig wurde, als “beste Demokratie” der Region. All diesen Nachrichten zum Trotz sind teurer werdende Mieten vor allem in den urbanen Zentren, die Verdrängug von Kleinbauern von ihrem angestammten Land und die generelle Weiterlesen

TORBA: Sqòrt

Mauro D. alias Torba ist ein großer Ironiker, was in der Geräuschmusik lärmender Art durchaus von Vorteil ist. Zwischen den zahlreichen, meist grotesken Sounds seiner Samplekollagen kommen auch immer wieder Stimmen „zu Wort“, menschliche wie tierische, oft in Form von gröhlendem Gelächter und zünftigem Schweinegrunzen – letzteres ganz zentral in seinem letzten Tape, das verquere Beziehungen zum Thema hatte und auf den belgischen Film „Vase de Noches“ referiert: die Geschichte der Liebe eines Bauern zu einem Schwein. Auf dem Nachfolger „Sqòrt“ hält sich dies Weiterlesen

YANNICK DAUBY / HITOSHI KOJO: La Vie dans les Airs et dans les Eaux

Bei der von Drone Records veröffentlichten „SUBSTANTIA INNOMINATA ”-10‘-Reihe geht es weniger um eine musikalische als vielmehr um eine thematische Ausrichtung: Der Schwerpunkt liegt bei allen Veröffentlichungen bei “The Un-known, The Un-nameable, The Unspeakable, The Un-thinkable, etc.: Various aspects related to ´The Unknown‘”. Auf „La Vie dans les Airs & dans les Eaux“ arbeiten der in Taiwan lebende Franzose Yannick Dauby, der in den letzten Jahren viel mit Feldaufnahmen gearbeitet hat, und der Japaner Hitoshi Kojo, der bisher auf zahlreichen Veröffentlichungen eine vielschichtige Geräuschmusik gespielt hat, dann auch daran, diesen Vorgaben mehr als gerecht zu werden.  Weiterlesen

TEMPLE MUSIC: Εποχές (Vol. l)

Temple Music, die rituell arbeitenden Psychedeliker aus der Nachbarschaft von Orchis, Howling Larsens und den Black Lesbian Fishermen, geben nicht einfach Konzerte an beliebigen Orten mit der Auswahl ihrer besten Stücke, sondern lassen den Ort und den Zeitpunkt selbst in die Rolle des Dirigenten schlüpfen, der den Musikern – in Form seiner Symbolik und seiner atmosphärischen Wirkung – die finale Struktur ihrer vorbereiteten Motive vorgibt. Der Ansatz, den Alan Trench, Steven Robinson und ihre jeweiligen Kollaborateure verfolgen, ist pragmatisch und Weiterlesen

ALASDAIR ROBERTS: Pangs

Alasdair Roberts ist ein Mann des Zusammenführens, trotz allem hat sein Werk ein klar erkennbares Zentrum in der vielfältigen Folktradition seiner schottischen Heimat. Ausgehend von einem großen regionalen Repertoire hat er in den letzten fünfzehn Jahren immer wieder Motive und Spielweisen aus anderen Teilen der englischsprachigen Welt in seine Musik eingebaut, die überliefertes, zum Teil anonymes Songmaterial und eigene Stücke verbindet. Weiterlesen