Gregg Kowalsky, ein am renommierten Mills College ausgebildeter Spezialist für analoge Synthietracks ambienter Prägung, hat sich die letzten acht Jahre in verschiedenen Kollaborationen musikalischer und intermedialer Art ausgetobt. Dass der Amerikaner sich jüngst doch einmal wieder solo betätigte, ist seinem Wunsch, frei von konzepten zu arbeiten, zu verdanken, und mit “L’Orange L’Orange” war er einfach auf der Suche nach einer Musik, die er selbst gerne hören wollte. Weiterlesen
Archiv der Kategorie: Reviews
ZOZOBRA: s/t
Es ist immer schade, wenn ein Musiker jahrelang arbeitet und nur geringe Beachtung außerhalb einer kleinen Community findet. Ein Vorteil ist allerdings, das so jemand sich vergleichsweise unbehelligt entwickeln kann und meist schon eine gewisse Reife hat, wenn ihm dann doch der Durchbruch gelingt. Qualität und eine erkennbare künstlerische Vision vorausgesetzt, tritt er dann ohne die typischen Klischees und Oberflächlichkeiten in die Öffentlichkeit, die bei Senkrechtstartern oft der Preis für eine gewisse Frische sind. Weiterlesen
CURRENT 93: Thunder Perfect Mind 2LP
Als Current 93 in den frühen 90ern das Album „Thunder Perfect Mind“ herausbrachten, war die mediale Aufmerksamkeit und die Möglichkeit von Publicity für derartige Musik noch weitaus gringer als heute, wo diverse Kanäle wie Newsletter und Social Media die Erwartung auf einen Tonträger anheizen und die Gespanntheit auf einen eventuellen Meilenstein schüren können. War man nicht im Postverteiler der entsprechenden Vertriebe oder stand im Kontakt mit dem einen oder anderen Musiker, dann erfuhr man irgendwann aus der einschlägigen Presse von den gerade erschienenen Releases, und so erblickte das vorliegende Album auf fast etwas Weiterlesen
STROMSTAD: New Devoted Human
Unter einem Portmanteauwort als Projektnamen veröffentlichen Jasse Tuukki und Toni Myöhänen -die als Strom.ec eine Reihe von im Power Electronics angesiedelten Alben veröffentlicht haben – und Kristoffer Oustad, der eher partiell etwas ruhiger, aber nicht weniger dunkel agieren kann, ihre erste Zusammenarbeit und das Debütalbum „New Devoted Human“ lässt dann auch klar den Einfluss der vorherigen Arbeiten der drei spüren. Weiterlesen
DREAM WEAPON RITUAL: The Uncanny Little Sparrows
Gut drei Jahre nach „Ebb and Flow“ lassen die beiden Multiinstrumentalisten Simon Balestrazzi und Monica Serra zum fünften Mal von sich hören und erzählen mit allerhand schrägen Ideen im Gepäck die Geschichte einer Gruppe von unheimlichen kleinen Spatzen – das klingt auf den ersten Blick vielleicht nach Ironie und Spielerei, v.a. wenn man von dem hierzulande üblichen Image dieser nicht gerade gruseligen Vogelart ausgeht. Doch „The Uncanny Little Sparrows“ lädt nicht gerade zu letztgültigen Interpretationen seines Inhalts ein, und das ist auch gut so. Weiterlesen
WILDNISGEIST: s/t
Timothy Renner hat neben seinen zahlreichen songorientierten Arbeiten auch immer wieder experimentellere, dronebasiertere Aufnahmen gemacht, etwa auf “SnowAngelsUndeathSong” oder dem „Undeath“-Album. In den letzten Jahren wurde Renners Interesse an Cryptozoologie und an (scheinbar) Unerklärlichem verstärkt virulent, was sich auf den letzten beiden Stone Breath-Alben „Cryptids“ und „Witch Tree Prophets“ sowie seinen Büchern (u.a. zu Bigfoot) und dem wöchentlichen Podcast „Strange Familiars“ widerspiegelt. Weiterlesen
ALTAJ: A Horizon Like a Mouth
Altaj ist das Soloabenteuer des in zahlreiche Bands involvierten Dröhners Francesco Vara aus dem piemontesischen Alessandria, der hier weniger auf die Gitarre, sondern auf analoge Elektronik baut. Erstmals einem größeren Publikum bekannt wurde er durch seine vor zwei Jahren bei Boring Maschines erschienene Split-LP mit Adamennon, auf der er mit Referenzen auf die Themenkomplexe Schamanismus und Zentralasien seinen Ruf als rituell interessierter Musiker untermauern konnte. Weiterlesen
ALMAGEST!: Fun House Mirrors
Als vor gut vier Jahren das erste offizielle Almagest!-Album „Messier Objects“ in den Regalen stand, hielten viele das Projekt für eine einmalige Geschichte, die lose an das von Ernesto Tomasini und Fabrizio Modonese Palumbo eingespielte Debüt „Canes Vernaci“ anknüpfte. Da nun mit Paul Beauchamp und Evor Ameisie zwei weitere umtriebige Musiker an Bord waren, sah das ganze noch mehr nach einer temporären Supergroup aus – was schade gewesen wäre, denn der experimentierfreudige Hybrid aus Weiterlesen
CONTROLLED BLEEDING: Headcrack
Ich habe an anderer Stelle einen kurzen Abriss über die musikalische Entwicklung Controlled Bleedings gegeben, deswegen hier nur ein paar kurze Anmerkungen zur Kontextualisierung von „Headcrack“, dem ursprünglich 1986 auf Nigel Ayers‘ Sterile Records veröffentlichten Album. Nachdem sich die Ende der 70er gegründete Ursprungsformation, die eine eigenartige Form von Progressive Rock spielte, aufgelöst hatte, gründete Paul Lemos die Band 1983 neu Weiterlesen
ATAMINA: Sycophantic Friends
Im westafrikanischen Ghana erfreut sich die Kologo seit Jahren einer großen Beliebtheit: ein altes zweisaitiges Instrument, das als einer der Vorläufer des amerikanischen Banjo gilt und bis zum Hype um Musiker wie King Ayisoba und Prince Buju zu den regionalen Standardinstrumenten in den Dörfern der Nordprovinzen gehörte. Kologo spielt man nicht, weil man es durch mühsames Studium gelernt hat, sondern weil man seinen Klang, seinen Groove und den Sinn für die Spieltechniken im Blut hat. Dabei gehen die Vorstellungen weit über die Genieästhetik etwa der europäischen Sturm und Drang-Epoche hinaus, denn Weiterlesen
HIDDEN REVERSE: Six Cases Of Sleep Disorder
Für die Musik von Hidden Reverse kann man die abgenutzte Vokabel des Experimentellen tatsächlich einmal etwas unbedarfter verwenden, denn die von zahlreichen anderen Konstellationen her bekannten Musiker Simon Balestrazzi und Massimo Olla gehen in ihrem gemeinsamen Projekt nicht nur den Möglichkeiten ungewöhnlicher Strukturen und Stimmungen nach, sondern auch dem Potenzial ungewöhnlicher Instrumente, die sie meist selbst als Unikate herstellen. Eines davon, eine mit Saiten, Federn und Metallplatten Weiterlesen