GREY MALKIN / KITCHEN CYNICS: We Are All Ghosts

Eine der zuverlässigen musikalischen Konstanten der alles in allem nicht gerade von Stabilität geprägten zurückliegenden Jahre waren die gemeinsamen Singles, auf denen die beiden Schotten Grey Malkin, ehemals The Hare And The Moon, und Alan Davidson alias Kitchen Cynics in verlässlicher Regelmäßigkeit ihrem Faible für spukhafte Folkballaden nachgehen – Liedern über verwunschene Orte und  Weiterlesen

V.A.: True Listening Is Love In Action

Compilations kann oft etwas Willkürliches anhaften, selbst (oder gerade wenn) sie scheinbar konzeptionell ausgerichtet sind, Zusammenstellungen, die den (Zu-)Stand eines Labels dokumentieren (und bewerben sollen), sind aber dann vielleicht ganz pragmatische Lösungen, um Hörern einen Überblick über Labelprogramme zu geben. Outsider Art aus England bewegen sich seit etwa vier Jahren im Bereich Industrial, Harsh Noise, Power Electronics Weiterlesen

KUUPUU: Plz Tell Me

Auf die Finnin Joanna Karanka und ihr Soloprojekt Kuupuu wurden hierzulande viele während ihrer Tour mit Animal Collective aufmerksam. In ihrer Heimat allerdings war sie schon lange eine renommierte Musikerin und Teil einer lebendigen Community, in der Lofi-Acts wie The Anaksimandros, Lau Nau, Kukkiva Poliis, Avarus, Pylon, Paavoharju u.v.a. den vielleicht eigenwilligsten und offensten Folk seit der Incredible String Band improvisiert haben und dabei genau die Weiterlesen

DEAD BANDIT: Memory Thirteen

Das aus James Schimpel und Ellis Swan bestehende Duo Dead Bandit veröffentlicht nach dem 2021 erschienenen Debüt „From The Basement“ (ebenfalls auf Quindi Records) den Nachfolger „Memory Thirteen”. Ellis Swan konnte man zuletzt auf dem passend betitelten Soloalbum „3am“ mit (s)einer fragil-minimalistischen Americanaversion hören. Seine Stimme war ein entrücktes Flüstern und beschrieb nachtschattige Szenarien. Weiterlesen

MUNMA: Transient Organ

Das Herz, das auf dem Cover von Munmas neuem Album so deutlich in der Farbe hervorsticht, ein vergängliches Organ zu nennen, als Feststellung freilich eine Selbstverständlichkeit, mag von sehr traurigen, vielleicht aber auch sehr abgeklärten Gedanken motiviert sein. Doch auch wenn die Musik, die sich hinter diesen Worten und Bildern verbirgt, auf ihrer Reise durch anfangs abgedunkeltes, im Laufe der Zeit aber sehr vielfarbiges Terrrain diese Fragen berühren mag, steht sie doch Weiterlesen

VALERIO CAMPORINI F.: Form and Disintegration

Valerio Camporini F., der vor knapp einem Jahr die Magie Apuliens in einem Album auslotete, wirdmet sich auf dem passend betitelten “Form of Desintegration” und dem begleiteten Artwork der Vergänglichkeit aller Form und aller Dinge und der Frage, ob die damit zusammenhängende Unsicherheit in unserer schnellebigen Zeit zugenommen hat. Wie um der gefühlten Kürze unserer Träume und Erwartungen Rechnung zu tragen, ist auch das Album relativ Weiterlesen

DRIFTING: Dream Autopsy

Dan Johansson war auf diesen Seiten zuletzt im Rahmen von Organ Of Corti, einem Projekt mit Mattias Gustafsson und Joachim Nordwall, besprochen worden, Drifting ist ebenfalls eine Zusammenarbeit mit zwei weiteren Personen: Julia Bjernelind spielt mit Johansson bei Amateur Hour von Shoegaze und Ambient beeinflussten Pop, dem auch schon einmal eine gewisse „otherworldl[iness] “ attestiert wurde, Weiterlesen

ÜMLAUT: Half the Speed of Light

Wie in eine unbekannte Szenerie geworfen fühlt man sich gleich zu Beginn auf Ümlauts neuem Album “Half the Speed of Light”. Verschiedene Klänge, perkussives Tappen und Kratzen kommt aus verschiedenen Richtungen und überall scheint sich ein subtiler Takt abzuzeichnen, der in seiner Ungreifbarkeit eine geheimnisvolle Aura entstehen lässt. Man versucht nach diesen Dingen zu greifen, sehnt sich nach einer Weiterlesen

ELYSE TABET: Seaside

Fast ein bisschen klammheimlich im Eigenvertrieb erschien vor ein paar Wochen eine kleine EP der libanesischen Klangkünstlerin und Producerin Elyse Tabet, vormals Litter, deren Kollaborationen mit Jawad Nawfal sowie mit Yara Asmar und Pascal Semerdjian immer noch aktuell sind. “Seaside” enthält eine gute Handvoll kompakter, aber umso eindringlicherer Kompositionen, wohl primär auf Weiterlesen

CURRENT 93 / HÖH: Island

Umbrüche und Richtungswechsel hat es in der Diskografie von Current 93 immer wieder gegeben, aber rückblickend fällt dies besonders ins Auge, wenn man die Jahre um 1990 betracht, als viele kaum einzuschätzen wussten, in welche Richtung es mit David Tibet und seinen musikalischen Begleitern in den nächsten Jahren wohl gehen könnte. Das hatte natürlich auch damit zu tun, dass man zu dieser Zeit Weiterlesen

I-TAKI MAKI: Friedhof

Jemand, der in der Musik weniger auf Texte achtet, könnte sich beim neuen und mittlerweile sechsten Album des Duos I-Taki Maki, obwohl es den Titel “Friedhof” trägt, vielleicht irgendwann ganz plötzlich wundern, in was für einer zwiespältigen Welt er hier gelandet ist. Was die beiden in Berlin lebenden Italiener Mimmi und strAw hier mit mal heimeligen, mal fuzzig verzerrten Gitarrenparts, mit einem Weiterlesen

HIMUKALT / SUBKLINIK: Seven Memories / Human Meat

Ester Kärkkäinen hat unter dem Namen Himukalt in den letzten Jahren auf zahlreichen Veröffentlichungen ihre eigenen (sexuellen) Obsessionen (dass ein Album „Third Fantasy“ heißt, passt sehr gut) auf einer Reihe von Labels (u.a. Tesco, Total Black, Malignant) thematisiert, zum Teil hatten die Aufnahmen fast schon dokumentarischen Charakter (wie auf der „Sex Worker“-Reihe). Chad Davis macht als Subklinik seit Jahrzehnten konsequent Death Industrial. Weiterlesen

ORGAN OF CORTI: Fanaticus

Organ Of Corti, benannt nach dem Ort des Gehörsinnes, ist – nachdem wir vergangene Woche hier mit La Porta Ermetica  eine Art Supergroup im Bereich ritueller Musik hatten – eine weitere aus drei auch in anderen Projekten aktiven Musikern bestehende Gruppe: Dan Johansson spielt als Sewer Election sowohl ultrabrutalen, rabiaten als auch zurückhalterenden, wenn auch nicht weniger dement klingenden Nosie. Weiterlesen

POST DOOM ROMANCE: Fragment

Vor einigen Monaten reisten Mykel Boyd und seine Partnerin Chelsea Heikes a.k.a. Seah, die zusammen das Projekt Post Doom Romance betreiben, nach Finnland, genauer in die Inselregion um die Stadt Parainen, um dort im Rahmen einer Artist Residency typische klangliche und visuelle Details der Gegend aufzunehmen und in Form zusammengesetzter Fragmente zu dokumentieren. Das vorliegende Album ist eine Weiterlesen

LA PORTA ERMETICA: Si Sedes Non Is

Rituelle, okkulturelle Musik im Bereich des (Post-)Industrials ist untrennbar verbunden mit (insbesondere den frühen) Aufnahmen Ain Sophs. Die ersten Alben der Italiener mit ihren verrauschten Klangflächen, in denen mysteriöse Stimmen meistens Unverständliches rezitierten, sind essentielle Veröffentlichungen. Weiterlesen

DREKKA: The Water of Life

Bei einer musikalischen Arbeit, die sich stark auf ein außer ihr selbst liegendes Ereignis oder Werk bezieht, ohne dass dies z.B. in Songtexten oder prägnanten Samples unmissverständlich deutlich wird, gibt es zwangsläufig immer mindestens zwei grundsätzliche Lesarten. Vereinfacht gesprochen könnte man sie zum einen als die Lesart derer bezeichnen, die den betreffenden Subtext bzw Überbau kennen, zum anderen als die Lesart derer, für die die Musik für sich steht. Weiterlesen

EXPO 70: Mother Universe has Birthed her Last Cosmos

Justin Wright hat mir seiner Spacerock- und Gitarrendrone-Formation Expo 70 eine Menge Material auf kleinen Tonträgern herausgebracht, die irgendwann im Zuge seiner steigenden Popularität vergriffen waren. Mit Zoharum im Schlepptau macht er sich seit Jahren daran, diese Sachen nach und nach in schön gestalteten Digipacks neu aufzulegen. Weiterlesen

JOTA SOLO: Nessuno

Letztes Jahr erschien das bisher unveröffentlichte Album Nový Světs “Desde Infiernos De Flores”, wurde nach vielen Jahren dem Limbus glücklicherweise entrissen. Das war ein Album der Zurückhaltung und Reduktion. Zwar wurden Nový Svět in ihrer Anfangsphase aufgrund ihres Labels primär in der (Post-)Industrial- und Neofolkszene rezipiert, aber das war von Anfang an nur sehr bedingt passend, zu sehr sprengte die Musik, vielleicht sollte man sogar eher von Musiken sprechen, von Jürgen Weber und Frl. Tost (Genre-)Grenzen – musikalisch wie thematisch. Weiterlesen

ØJERUM: Your Soft Absence

In den Liner Notes zu “Your Soft Absence” schreibt Paw Grabowski, der Mann hinter dem Namen øjeRum, dass den drei Stücken des Albums “die Sehnsucht nach einem Kindheitsgefühl, einem Gefühl unbewussten Staunens” zugrunde liegt, einem Gefühl, das in flüchtigen Erinnerungen aufflackert und immer dann verschwindet, wenn man seiner habhaft werden will, und das sich an deutlichsten in einer gewissen Entfernung, vielleicht sogar Weiterlesen