Vor gerade einmal acht Monaten brachte Johannes Schebler alias Baldruin mit “Kleine Freuden” ein Album heraus, das trotz seiner Opulenz und vor allem wegen der geschlossenen Kompaktheit der einzelnen Stücke ganz im Zeichen der fast schon intim anmutenden Miniatur stand. Seit einigen Wochen steht mit “Relikte aus der Zukunft” nun ein neuer Longplayer in den Regalen, der im Vergleich dazu wie ein Gegenzoom wirkt und die Aufmerksamkeit auf die großen und Weiterlesen
STATISCHE MUSEN: Diskretion. Funktionsmusik für Verrichtungsboxen
Nach dem Ende des selbst so betitelten „death lounge project“ Hematic Sunsets mit dem Album „Aroma Club Adieu“ folgt mit Statische Musen ein weiteres ebenfalls aus weitgehend anagrammatischen Alter Egos Asmus Tietchens‘ (neben ihm Senta Steumisch, Suse Mittach sen. - M’Pei fällt da etwas heraus) bestehendes Projekt.
Der (Unter-)Titel des Albums wird in bierernster Diktion in den Linernotes erklärt: Weiterlesen
SANAM: Aykathani Malakon
Zu den reichhaltigsten Platten, die in diesem Jahr das Licht der Welt erblicht haben, zählt fraglos “Aykathani Malakon” der libanesischen Band Sanam, die so etwas wie eine Supergroup ist, da ihre Mitglieder alle in anderen Bands oder solo aktiv sind und in ihrem Land keineswegs unbekannt. Mindestens im Falle der Sängerin Sandy Chamoun, des Drummer Pascal Semerdjian und des primär für die Elektronik zuständigen Anthony Sahyoun sollte das auch bei unseren Lesern gelten, und auch die Weiterlesen
ALLYSEN CALLERY / MOTHER BEAR: Witch’s Hand
Es ist immer wieder interessant zu beobachten, was dabei herauskommt, wenn Musiker aus ganz unterschiedlichen Sparten und mit ganz unterschiedlichen Sozialisierungsgeschichten ihre Kreativität gemeinsam in einen Topf werfen und einen Hybriden zur Welt bringen. In manchen Fällen sind die so entstehenden Resultate vor allem aufgrund schriller Kontraste interessant. Manchmal allerdings scheinen zwei vordergründig sehr unterschiedlich anmutende Handschriften auch wie Weiterlesen
WOLF EYES: Dreams In Splattered Lines
Trotz wie üblich zahlreicher/unzähliger Veröffentlichungen in den letzten Jahren ist „Dreams In Splattered Lines“ das erste reguläre Vollzeitstudioalbum seit dem 2017 erschienenen „Undertow“. Über dieses Album hieß es hier: „Auf ihren letzten regulären Longplayern haben Wolf Eyes eine Politik der (musikalischen) Zurückhaltung verfolgt. […] Das heißt, dass die Eruption einem fast durchgängig transparenterem Klang gewichen ist, der (natürlich!) noch immer dissonant ist. Weiterlesen
MARTINA BERTONI: Closer (Portal)
Die in Berlin lebende Cellistin und Klangkünstlerin Martina Bertoni hat vor kurzem eine neue digitale Single herausgebracht. Der Track “Closer (Portal)” ist das erste Studio-Lebenszeichen seit dem Anfang des Jahres erschienenen Album “Hypnagogia” und laut Bertoni “an open portal to a different speed of time and width in space”. Es muss sich in puncto Intensität, Sensibilität und Vielschichtigkeit kaum hinter Weiterlesen
STONE BREATH: Greys And Orphans
Das letzte Stone Breath-Album erschien 2017, „Greys And Orphans“ ist – wie im Titel schon angedeutet wird – aber nicht der reguläre Nachfolger zu „Witch Tree Prophets“, sondern eine Zusammenstellung von an verschiedenen Orten veröffentlichten sowie unveröffentlichten Stücken. Auf diesem Album und auf „Cryptids“ war Timothy Renners Interesse an (scheinbar) Unerklärlichem, an Kryptozoologie virulent geworden und in den letzten Jahren hatte er sich auf seine beiden Podcasts „Strange Familiars“ („Strange Familiars is a paranormal Weiterlesen
We’re keeping it alive. Just singing it in our voice: Ein Interview mit Walker Phillips, Tabernacle
Vor einigen Jahren erschien mit Walker Phillips‘ „My Love Sunday“ wie aus dem Nichts ein beeindruckendes Folkalbum: „Walker Phillips schaut auf dem Cover als melancholischer Hippie so aus, als sei mit einer Zeitmaschine aus dem Haight- Ashbury der 60er gekommen – vielleicht hat er aber auch gerade bei Lord Summerisle vorbeigeschaut”, konnte man hier lesen. Jüngst erschien der Nachfolger „God’s Eye“, auf dem Phillips leichter und unbeschwerter klingt. Kürzlich steuerte er noch Sitar Weiterlesen
DA-SEIN: Sore
Das nach Martin Heidegger benannte in Madrid ansässige Duo hat auf den vorherigen Veröffentlichungen auf Galakthorrö – eine EP und zwei Alben („Death Is The Most Certain Possibility“ und „Mirror Touch“) einen reduzierten, minimalistischen Angst Pop gespielt, der durchgängig eine unheimlich-unangenehme Atmosphäre erzeugte. “Sore” knüpft in überzeugender Weise daran an. Weiterlesen
SWANS: The Beggar
Die Wucht, mit der die Swans 2010 mit “My Father Will Guide Me up a Rope to the Sky” nach ihrer selbst so betitetelten „reconstitution“ wiederkehrten, beeindruckte und wer die darauf folgenden (Doppel-)Alben „The Seer“, „To Be Kind“ und “The Glowing Man“ und die Konzerte erlebte, die abseits der Lautstärke in ihrer schieren physischen Präsenz, Exzessivität und Überschreitung Band wie Zuschauer an ihre Grenzen führten und dabei (auch) deutlich machten, was Musik noch immer kann, dem war klar, dass ein Ende irgendwann da sein würde und wenn auch nur aufgrund des fortschreitenden Alters der Beteiligten. Weiterlesen
THE DWARFS OF EAST AGOUZA: High Tide In The Lowlands
Bedenkt man, dass die ägyptisch-amerikanischen Dwarfs of East Agouza eine Supergroup sind, deren Mitglieder Alan Bishop (Bass, Vocals, Altsaxofon), Maurice Louca (Keyboards, Drum Machine) und Sam Shalabi (E-Gitarre) in zahlreiche andere Projekte involviert sind, kann man nur anerkennen, dass nach dem 2016 erschienenen Debüt “Bes” noch zwei weitere Alben erschienen sind und die Herren daneben noch ausgiebig aufgetreten sind – eine Seite, die auch immer wieder auf Tonträgern dokumentiert wurde. Weiterlesen
MODE IN GLIANY: Amer Armor
Wenn man Bandcampalgorithmen folgt, fällt schnell auf, dass die Zahl der Solokünstler, Duos und Gruppen, die eine am Wave der 80er geschulte Musik spielen, inzwischen Legion ist und nun auch von Hipstern goutiert werden, die vor etlichen Jahren noch beim Hören dunkler Musik verächtlich die Nase gerümpft hätte. Galakthorrö veröffentlichen allerdings konsequenterweise seit Weiterlesen
Ô PARADIS: Mârs
In den vielen Jahren, die seit der Gründung von Ô Paradis vergangen sind, ist das von Demian Recio ins Leben gerufene und mit immer wieder wechselnden Gästen betriebene Projekt längst zu so etwas wie einer festen Institution geworden, ich verglich es bereits mit einem Haus, das immer mal seine Einrichtung wechselt und neue Untermieter einziehen lässt und doch in der Bausubstanz unverkennbar bleibt. Musiker kommen und gehen, Projekte werden gegründet und wieder aufgelöst, musikalische Trends entstehen, verschmelzen miteinander, verändern sich und lösen Weiterlesen
GVANTSA NARIM: Apotheosis Animæ
Beim ersten Hören könnte man “Apotheosis Animæ”, das jüngst erschienene Tape der georgischen Klangkünstlerin Gvantsa Narim, für ein ambitioniertes Sammelsurium halten, in welchem sich ganz unterschiedliche Klänge und Stimmungen die Klinke in die Hand drücken. Doch das passiert den meisten wahrscheinlich nur so lange, bis sie dem Charme der feinsinnigen melancholischen Kompositionen verfallen sind. Mit Weiterlesen
THE GRAY FIELD RECORDINGS: She Sleeps to the Sound of Knifes
Ganze elf Jahre ist es her, dass R.Loftiss a.k.a. The Gray Field Recordings mit “Nature Desires Nature” ihren vorerst letzten regulären Longplayer herausbrachte. Nachdem viel von ihrer kreativen Energie in andere Projekte – Howling Larsens, Black Lesbian Fishermen – geflossen ist, gibt es nun endlich einen Nachfolger mit dem furchteinflößenden Titel “She Sleeps to the Sound of Knifes”. Weiterlesen
AKSU / IL SANTO BEVITORE / THE SEER: Stone
Auf dem Tape “Stones” – eine Splitveröffentlichung, bei der auf einer der Seiten zudem eine Kollaboration vorliegt – kommen drei recht unterschiedliche Projekte zusammen, deren Gemeinsamkeit hier allenfalls in einem mystisch-esoterischen Ansatz liegt. Die musikalische Bandbreite reicht von einer schleppenden, den Geist des Drone und Doom verströmenden Soundlandschaft mit Drums und knarrenden Saiten bis hin zu Weiterlesen
AYA METWALLI / CALAMITA: Al Saher
Schon in den ersten Minuten von “Al Saher” kann man spüren, dass hier Musiker am Werk sind, die es meisterhaft verstehen, recht unterschiedliche Elemente zu einem runden, wenn auch ungewöhnlichen Ganzen zu verknüpfen. Zwischen prägnanten Donnerschlägen, die sich in regelmäßigen Intervallen wiederholen, schlängelt sich ein trancehafter Mezzo-Sppran in Arabisch in den Vordergrund, und wenn irgendwann Weiterlesen
HAUS ARAFNA: Dunkelheit Bleibt
Nach längerer Pause veröffentlichten Haus Arafna 2020 mit dem komplett deutschsprachigen „Asche“ ein rabiates, finsteres Album, dem auf diesen Seiten abschließend attestiert wurde: „Bilder wie Musik auf ‘Asche’ sind (ver-)störend und irritierend [...]. Das Gefieder dieses Phönix ist pech- und vantaschwarz.“ Knapp drei Jahre später erscheint mit „Dunkelheit Bleibt“ eine zwei Stücke Weiterlesen
WIDOW’S WEEDS: The Corn Queen
Mit ihrer “music from beyond the grave” die vielleicht nicht beim ersten Hören sofort an Zombies erinnert, sind die aus Grey Malkin und den Daughters of Grief bestehenden Experimentalfolker Widow’s Weeds ein gutes Beispiel für das, was Alan Trench einmal “To fuck up tradition” genannt hat – eine durchaus positiv gemeinte Formulierung für Ansätze, musikalische Traditionen eben nicht museal zu verstehen, sondern ihnen durch unerhörte und unerwartete Interpretationen eine neue Weiterlesen